Originaltitel: THE SEASONING HOUSE

GB 2012, 89 min
Label: Capelight

Genre: Drama, Thriller

Darsteller: Rosie Day, Sean Pertwee, Kevin Howarth, Anna Walton

Regie: Paul Hyett

The Seasoning House

Angel ist taubstumm und Waise, seit ihre Familie im Balkankrieg brutal ermordet wurde. In ein Militärbordell verschleppt, macht sie andere junge Frauen zwangsweise mit Drogen gefügig. Das Flehen und Schreien ihrer Leidensgenossinnen hört sie – natürlich – nicht, der Zuschauer aber schon. Und er sieht die Angst, Verzweiflung, das Tierische, die verletzte Menschlichkeit. Bis zum Rand des Erträglichen abgefilmt, in scheußlicher Klarheit, mit einer durch die Gänge schleichenden, nahezu klebrig auf geschundenen Mädchenkörpern und lustverzerrten Freiergesichtern fokussierenden Kamera. Ein direkter Magenschlag, immer und immer wieder.

Was sich zum letzten Drittel hin komplett ändert. Als Angel nämlich endlich Rache an ihren Peinigern nimmt, spult das Geschehen nun routinierte Spannungselemente ab, opfert die grausame Anklage dem simplen Nervenkitzel, während Regiedebütant Paul Hyett mit knallharten Blutszenen bloß seine Meisterschaft als Spezialeffekte-Guru zu feiern scheint, das Thema so ausbeutet, es auf dem verkrusteten Altar der Genre-Unterhaltung regelrecht schlachtet. Dazu spekuliert man im Audiokommentar heiter über eine Fortsetzung, und Hauptdarstellerin Rosie Day enthüllt: „We Had A Lot Of Fun!“ Da freut man sich doch ganz arg.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...