Originaltitel: 50/50

USA 2011, 100 min
FSK 12
Verleih: Universum

Genre: Tragikomödie

Darsteller: Joseph Gordon-Levitt, Seth Rogen, Bryce Dallas Howard, Anjelica Huston, Philip Baker Hall

Regie: Jonathan Levine

Kinostart: 03.05.12

2 Bewertungen

50/50

Was, wenn’s das gewesen wäre?

Life Sucks – das bleibt auch in dieser Geschichte in Stein gemeißelt und würde dennoch nie, aber wirklich nie im Leben die Devise des smarten, aber reichlich braven Adam sein. Er raucht nicht, er trinkt nicht, er joggt, trägt die Hemden brav unterm Pulli, knabbert verträumt die Nägel kurz und wartet als Fußgänger an roten Ampeln. Das hilft ihm trotzdem wenig, denn plötzlich ist da dieser diffuse Schmerz beim Stehen. Dieser Schmerz hat einen Namen, einen, den man nicht gerne hört, weswegen Adam ungläubig nachfragt: „Tumor?“ Der Arzt reagiert, wie Ärzte eben oft reagieren – am Patienten vorbei mit einem entzückten: „Your Case Is Quite Fascinating!“ Adam selbst ist geschockt und versucht dennoch, das Bedrohliche, das von dieser Wucherung an seiner Wirbelsäule ausgeht, herunterzuspielen – vor seinen Eltern, vor seinem besten Freund. Kyle glaubt es ihm eh nicht: „Ich will Fotos sehen!“

Da wird schon klar, daß dies keines der allein aufs Taschentuch schielenden Krebsdramen wird, der Ton von 50/50 ist behutsam humorvoll, das heißt ohne sarkastischen Anstrich, das Durchschreiten der einzelnen Phasen der Erkrankung ist glaubwürdig erzählt, sein Figurenkabinett zieht da mit, wozu vor allem Anjelica Hustons erschöpft-trauriges Gesicht sehr gut paßt. Sie hat als Adams Mutter auch noch einen Mann an ihrer Seite, dem das Schicksal des Sohnes verborgen bleibt, leidet er doch an fortgeschrittener Demenz.

Jonathan Levine erzählt von einer zärtlichen Familie, vom Zusammenhalt echter Freunde und von einer geradezu perversen Herausforderung des Lebens. Denn wer macht sich schon mit Ende 20 Gedanken, daß es das gewesen sein könnte? Toll ist, daß auf jede Form von Larmoyanz verzichtet wurde, ohne flapsig zu sein oder Adam nicht ernst zu nehmen. Ganz im Gegenteil – das Unsichere, die Furcht vor dem Ungewissen ist ihm anzusehen, wenn er sich in die Betreuung durch eine noch sehr unerfahrene Psychologin begibt, wenn er außerdem noch erleben muß, wie seine Beziehung zu Rachael in die Brüche geht. Und dennoch speist der Film seinen Humor aus den Grauzonen des Überlebens. So bekennt einer der neuen Bekannten im Chemotherapiekreis, „ ... daß einem die Haare ausfallen, die Eier schrumpfen, aber es ist echt schön, Euch kennengelernt zu haben!“

Es gibt sicher viele Wege, von Krebs zu erzählen. Der von Levine gewählte ist ein moderater, kein romantisierender, aber eben ein zu ertragender, weil die Figuren sympathisch und verstehbar gezeichnet sind. Und wenn der Film geschickt immer wieder vom scheinbar Ausweglosen, vom Tragischen weglockt, den Zuschauer regelrecht von der Angeschossenheit des Helden ablenkt, dann ist das auch Teil eines ganz raffinierten Manövers, um die Ärztin nach der schwierigen OP vor die Mutter treten und ihren für Tränen beim Publikum sorgenden Satz mit „Es gab Komplikationen ...“ anfangen zu lassen. Wie er endet? Sie wissen schon ... im Kino!

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.