Originaltitel: A HISTORY OF VIOLENCE

USA/Kanada 2005, 96 min
Verleih: Warner

Genre: Drama

Darsteller: Viggo Mortensen, Maria Bello, Ed Harris

Regie: David Cronenberg

Kinostart: 13.10.05

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A History Of Violence

Die Banalität des Bösen

Die Stalls aus Millbrook, Indiana, sind eine Bilderbuchfamilie. Tom leitet ein gemütliches Diner, Gattin Edie ist Anwältin, Sohn Jack eine Sportskanone in der Schule, und wenn Sarah, die Jüngste, mal wieder schreiend aus einem Alptraum erwacht, ist die ganze Familie zur Stelle, um sie zu trösten. Der Sheriff von Millbrook bringt es auf den Punkt: "É nette Leute aus einer netten Stadt.".

Wir wissen, das kann nicht lange so bleiben, schließlich zieht David Cronenberg die Regiefäden. Schon hält das Grauen Einzug, in Form von zwei brutalen Gangstern, die Tom’s Diner überfallen. Er weiß sich zu wehren, bringt sie zur Strecke und ist der Held des Tages. Doch die eiskalte Präzision, mit der Tom die Angreifer tötete ruft einen neuen Bedroher auf den Plan. Der dubiose Carl Fogarty glaubt, in Tom den früheren Joey Cusack zu erkennen, einen skrupellosen Kriminellen. Ein absurdes Mißverständnis, so beteuert Tom, doch der Schein trügt. Bald wird der brave Familienvater wieder töten.

Um das amerikanische Ideal einer bürgerlichen Familie zu dekonstruieren, würde sich kaum jemand besser eignen, als David Cronenberg, ein Experte für den Blick in menschliche Abgründe. Ihm gelingt virtuos der Spannungsaufbau. Als physische Gewalt das Leben der Durchschnittsfamilie Stall überschattet, von Tom so verabscheut und scheinbar doch der einzige Ausweg, läßt Cronenberg auf jeden Schock vorläufige Erleichterung folgen. Und Schocks gibt es einige, haben die Maskenbildner bei den grimmigen Morden doch ganze Arbeit geleistet - an herumfliegenden Innereien und gurgelnden Lauten aus zerschmetterten Gesichtern wird nicht gespart. Nun wird sich der Meister etwas dabei gedacht haben, hofft man angesichts der exzessiven Gewalt, doch entspringt die Idee zu A HISTORY OF VIOLENCE nicht den Hirnwindungen des Regisseurs selbst, sondern beruht auf einem Comic. So dünn wie das Papier der Vorlage ist auch die weitere Handlung, schnörkellos, trivial und mit platter Symbolik ausgestattet.

Statt ein psychologisches Unterfutter zu schaffen, wird freudscher Budenzauber entfacht. Gewalt ist irgendwie schlecht, und wenn man doch auf sie zurückgreift, dann nur, um die Geister der Vergangenheit abzuknallen. Eine banale Erkenntnis. Ob es sich für sie lohnt, diesen Kraftakt von Film durchzustehen, ist mehr als fraglich.

[ Roman Klink ]