Originaltitel: AGENT OF HAPPINESS
Bhutan/Ungarn 2024, 93 min
Verleih: Filmwelt
Genre: Dokumentation
Regie: Arun Bhattarai, Dorottya Zurbó
Kinostart: 03.07.25
Glück, das sind zunächst abstrakte Größen an einem Whiteboard. Die Unterweiserin stellt ihrer Klasse eine Glücksindex-Formel vor. Ihre Agenten sollen nun ausziehen und die nötigen Daten für das sogenannte Bruttonationalglück in Bhutan liefern. Man möge die Aufgabe bloß nicht nur als Aushilfsjob begreifen, lautet die Ermahnung. Die Ergebnisse sollen wichtig für die Entwicklung des ganzen Landes sein.
Also begleitet dieses umherreisende Dokumentarkino zwei jener Agenten durch abgelegene Täler im Himalaya, um die Bevölkerung nach deren Glück und Zufriedenheit zu befragen. (Enttäuschte) Zukunfts-, Beziehungs- und Familienpläne stehen auf dem Prüfstand. Verschiedenste Vorstellungen von Glück. Eine Interviewsituation nach der anderen steht dabei an, gefilmt in meist statischen Einstellungen, und dann folgen allerlei Selbstbespiegelungen. Jeder wird mit einem Score versehen. Eine zunächst starre Struktur, die sich allerdings fortwährend lockert und sich immer mehr Zeit für ihre Protagonisten und Alltagsbeobachtungen nimmt. Diese Form entpuppt sich als – Achtung, Wortspiel – Glücksgriff für AGENT OF HAPPINESS, denn der Film kann damit zu all der Zahlenspielerei auch in eine Distanz treten, allen positiven Versprechungen eines solchen Systems zum Trotz.
Die eigentlichen Wunder passieren nämlich in den Nahaufnahmen. Sie können Momente einfangen, die fragen, was sich am Ende tatsächlich erheben läßt, und wo sich ebenso Leerstellen und Brüche zeigen. Dann, wenn Verbales und Nonverbales auseinanderfallen, wenn Vortrag und Selbstdarstellung eine innere Reflexion im Ausdruck zum Vorschein bringen. Mit Zahlen allein ist das nicht zu fassen.
[ Janick Nolting ]