D 2019, 93 min
FSK 0
Verleih: X Verleih

Genre: Abenteuer, Kinderfilm, Literaturverfilmung

Darsteller: Tilman Döbler, Alexandra Maria Lara, Devid Striesow, Thorsten Merten, Katharina Thalbach

Regie: Mark Schlichter

Kinostart: 11.04.19

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Alfons Zitterbacke

Auffrischung eines Ost-Klassikers

Im 30. Nachwendejahr ist es so weit: Der ostdeutsche Kinderbuchheld Alfons Zitterbacke kommt zu gesamtdeutschen Leinwandehren. Nostalgiker seien jedoch gewarnt, das DDR-Feeling versteckt sich in der Neuadaption allenfalls in Seitenhieben. So geht der 11jährige Tolpatsch aufs „Sigmund-Jähn-Gymnasium“, doch statt für den ehemaligen Kosmonauten und ersten Deutschen im Weltraum begeistert sich Alfons ganz zeitgemäß für ISS-Kommandant Alexander Gerst. Er schläft sogar in Astronautenbettwäsche und träumt lebhaft von Einsätzen mit Astro-Alex, wie die Eingangssequenz sehr spielfreudig zeigt.

Seine Eltern, Lehrer und Klassenkameraden halten das für Spinnkram, entsprechend fällt Alfons’ Vortrag über Toilettengänge in der Schwerelosigkeit durch. Mit seinen verrückten Ideen und ständigen Mißgeschicken bietet der strohblonde Träumer dem fiesen Klassenschönling Nico natürlich eine 1A-Zielscheibe. Papa Zitterbacke ist da auch keine Unterstützung, faselt er doch ständig von Muskeln und Kopfsprungkünsten, die dem Sohnemann abgehen würden, und die er angeblich dringend braucht, denn der Papa in seinem Alter hätte ja … Vom Gewinn eines Fluggerätewettbewerbs erhofft sich Alfons endlich eine Aufbesserung seines Ansehens, sein Freund Benni und eine neue Mitschülerin sind mit dabei in seinem Team.

ALFONS ZITTERBACKE bietet Juniorbespaßung nach bewährtem gesamtdeutschen Kinderfilm-Strickmuster. Da ist der Film ganz und gar in der Gegenwart angekommen. Die erwachsenen Schauspieler – darunter ein kleines Who Is Who der ostdeutschen Schauspielprominenz – drehen stets einen Tick zu sehr auf, weil man das in Kinderfilmen halt so macht. Die Knallchargenlehrer sind entweder fies oder deppert, und die Eltern kriegen sowieso nichts mit. Dazu haben viele Gags einen Bart, der mindestens so lang wie die literarische Vorlage alt ist. Und dramaturgisch ist alles schön vorhersehbar: Konflikte werden erst zugespitzt, um sich dann letztlich in Wohlgefallen beziehungsweise in Wackelpudding aufzulösen. 

Auf der Habenseite stehen ein paar charmante Einfälle, allen voran der Einspieler mit Gerst direkt von der ISS. Da hat jemand vom Produktionsteam augenscheinlich sehr geschickt die Fäden im Hintergrund gesponnen. Und wenn der Nachwuchs auf dem Heimweg unbedingt Alfons’ wasserbetriebene Rakete nachbauen will, dann ist das wahrlich nicht der schlechteste Effekt, den ein Film haben kann.

[ Dörthe Gromes ]