Originaltitel: EVERYTHING IS ILLUMINATED

USA 2005, 106 min
FSK 12
Verleih: Warner

Genre: Komödie, Literaturverfilmung

Darsteller: Elijah Wood, Eugene Hutz, Boris Leskin

Regie: Liev Schreiber

Kinostart: 05.01.06

1 Bewertung

Alles ist erleuchtet

Im Trabi durch die Ukraine

Liev Schreiber, im ersten Leben Schauspieler, hat sich für sein Debüt als Regisseur eine steile Vorlage ausgewählt: den gleichnamigen Roman "Alles ist erleuchtet" vom Jungautor Jonathan Safran Foer. Das Buch erschien vor drei Jahren in den USA, wurde hoch gelobt und viel verkauft. Schreiber adaptierte die komplizierte, mehrere Erzählebenen umfassende Geschichte des jungen New Yorkers Jonathan, der wegen einer Familiensache in die Ukraine reist, fürs Kino. Mit prägnanten Aufnahmen bebildert er die Reise des steifen Großstadt-Intellektuellen. Elijah Wood ist in diesem Film in einer Paraderolle zu sehen, ähnlich streng gegelt und mit überdimensionalem Brillengestell ausgestattet wie in SIN CITY, aber als Alltagsgegenstände sammelnder Vegetarier deutlich weicher im Ausdruck.

Auf dem Sterbebett hatte seine Großmutter Jonathan die vergilbte Fotografie seines jüdischen Großvaters Seite an Seite mit einer jungen Frau im Kornfeld in die Hand gedrückt. Augustine, so ihr Name, soll diesem während des Krieges das Leben gerettet haben. Jonathan will sie finden und bucht eine Heritage-Tour durch die Ukraine. Dort angekommen, erwarten ihn zwei durchgeknallte Typen: ein vermeintlich blinder Fahrer und sein im ulkigen Pidgin-Englisch schwadronierender Guide im Trainingsanzug. Im himmelblauen Trabi zuckeln die drei, inklusive eines bissigen kläffenden Köters namens Sammy Davis Junior, Junior, durch die Lande, auf den Spuren der Vergangenheit und der mysteriösen Augustine.

Trotz beachtlicher visueller Mühen braucht sich das landschaftliche Kolorit - es wurde nicht in der Ukraine, sondern in Tschechien gedreht - und der Hang zum Skurrilen nach einiger Zeit auf. Was dem Handlungsverlauf im Roman eine komisch berührende bis dramatische Note gibt, wirkt in der filmischen Adaption oftmals nur floskelhaft. Und für alle Zeit verboten gehört der Einsatz folkloristischer Musik in Filmen, die in Osteuropa spielen, selbst wenn sie so wunderbar verpunkt wird wie durch die Band Gogol Bordello.

[ Ulrike Mattern ]