Originaltitel: RUSTY BOYS

Luxemburg 2016, 107 min
FSK 0
Verleih: Camino

Genre: Komödie

Darsteller: André Jung, Marco Lorenzini, Pol Greisch, Fernand Fox

Regie: Andy Bausch

Kinostart: 04.01.18

1 Bewertung

Alte Jungs

Kommune auf Rädern

Nuckes, Fons, Lull und Jängi sind tolle Namen. Luxemburgische Senioren heißen so, die sich im kleinen Großherzogtum wirklich zu Größerem berufen fühlen. Auf späte Tage wollen sie in Bewegung geraten, loslaufen, anstatt zu tapsen, aufbegehren, anstatt zu kuschen. Und siehe da, auch ALTE JUNGS als Film entwickelte sich zu einem seltenen luxemburgischen Kinoerfolg. Was es wirklich zu bedeuten hat, müßte recherchiert werden.

Hierzulande mutet die Komödie an wie die nächste unter vielen. Alles, was es an – mit Verlaub – Rentnerfilmen zu beweinen, belächeln, bestaunen und begehren gab, wurde gesehen. Als restreife Frauen und Männer exotische Hotels bezogen, endlich nicht nur senil, sondern auch kriminell wurden, Banken überfielen, Flugzeuge kaperten, letzte Marathonkilometer zogen oder in reformierten WGs die Enkel foppten.

Diese Luxemburger hier haben schlichtweg das Heim satt, die Endparklücke, all die Bevormundung und Verkindlichung und Auslaufroutine. Besonders Muntere verbünden sich dafür mit Nuckes, dem Portier, der sich nachts lieber Western statt Kontrollgänge gibt, mit Sexheften, Pornokanalpaßwörtern, Fluppen und Hochprozentigem dealt und nach seiner Entlassung zum Rädelsführer mutiert. Denn zwei Heiminsassen wollen die 68er zurück. Das meinen Fons und Lull durchaus ernst. Daß sie 70 und 82 sind, spielt keine Geige. Dafür spielen sie mit Nuckes und dem ewigen Kleingärtner Jängi (84) lieber eine Vorreiterrolle für jene, die schon verzagt schienen.

Eine Immobilie ist schnell gefunden, das Projekt zügig konzipiert, sogar die zuständige Ministerin wird angezapft. Dumm nur, daß den Sparguthaben der Alten ein paar Nullen fehlen. Dann wird’s eben eine Kommune auf Rädern statt nur Essen auf selbigen.

ALTE JUNGS von Andy Bausch, einem der renommierten Regisseure seiner luxemburgischen Heimat, ist kein Knaller und will keiner sein. Über verkrümelt-flotte Sprüche wie „Ich sehe mir Frauen lieber im Fernsehen an, da sind sie weiter weg“ oder „Wäre nur alles so steif wie meine Knie“, entwickelt sich meistens geruhsam und unaufgeregt, manchmal arg zäh, eine lieb gemeinte Blende ins Zurechtkommen und Zurechtkommenmüssen alter Menschen, die in eher lose verknüpften Szenen vor allem unter sich bleiben dürfen. Luxemburg, das ist das Besondere, schimmert dabei durch, wenngleich vor allem die „gebrochene“ Synchronisation nach Gewöhnung ruft.

[ Andreas Körner ]