Noch keine Bewertung

Am Hang

Er spielte Cello

Henry Hübchen mußte erst seinen Commissario Laurenti aus der Fernsehlagune loswerden, um auch im Kino wieder ein nächstes langes Leben zu beginnen. Andreas Dresen hatte ihn 2009 für die charmante Schauspielerkomödie WHISKY MIT WODKA besetzt, seitdem zieht der heute 66jährige durch, nimmt mit, was mitzunehmen ist, sei es ein reiner Freundschaftsdienst für Leander Haußmanns HAI-ALARM AM MÜGGELSEE oder jetzt die eher strenge Adaption eines vielgelesenen Buches. Zweimal Markus: Imboden verfilmt Werner. Schweizer unter sich. AM HANG erschien 2004 als feingeschliffener, die Sprache feiernder Roman eines menschlichen Dreiecks, wobei nur zwei Männer wirklich reden. Die Frau, um die es geht, muß man sich als Leser selbst projizieren. Vor allem Dialoge tragen die Last der Buchstaben, Liebe, Leben und Ehe werden unters philosophische und philosophierende Brennglas geschoben, wo sie auf großer Leinwand leicht verkohlen können. Für den ersten Schritt zum Gegenteil braucht es Kniffe in der Inszenierung und erstklassige Darsteller – in Henry Hübchen sowie Max Simonischek und Martina Gedeck hat Markus Imboden sie ohne Zweifel gefunden. Dennoch macht der zwischen Kammerspiel und Psychothriller angelegte Plot vor imposanter Kulisse immer wieder mal schlapp und hält den elegant angelegten Spannungsbogen nicht über die volle Länge.

Er spielte Cello und fand seine Frau erregend. Ehe war ein Gut, Liebe das Höchste. Doch Felix hat seine Frau verloren, er glaubt: an einen jüngeren, schärferen Mann. Und will nicht einsehen, daß es vor allem auch mit ihm selbst zu tun gehabt haben könnte. Was am Beginn des Films aussieht wie Felix’ verzweifelter Schmiß vor den Zug, stellt sich nur als Pause vor der Einkehr heraus, der inneren wie äußeren. Felix mietet sich in einem Hotel ein, richtet sein Fernrohr auf ein anderes Hotel gegenüber am See, als sähe er so klarer, was geschehen ist. Ist seine Valerie dort drüben? Noch immer dort, wo das Ende ihrer Beziehung seinen Anfang nahm?

Im Restaurant trifft Felix auf Thomas. Es gibt Wein und Gesprächsbedarf, entpuppt sich der smarte Anwalt doch als herausfordernde Person für Lebensfragen aller Art. Treue? Wer braucht das? Affären? Aber immer! Besonders eine ältere, verheiratete Frau sei zuletzt „optimal genußreif“ gewesen. Und, ja, genau hier im Ort habe er sie getroffen … am Hang, der Sog. Rache ist nicht immer nur Blutwurst.

CH/D 2013, 91 min
FSK 12
Verleih: Arsenal

Genre: Literaturverfilmung, Drama, Psycho

Darsteller: Martina Gedeck, Henry Hübchen, Max Simonischek

Regie: Markus Imboden

Kinostart: 28.11.13

[ Andreas Körner ]