Noch keine Bewertung

Army Go Home!

Herrlich schräge Militär-Posse

Westdeutschland in den 80ern. Die amerikanischen GIs langweilen sich, der Kalte Krieg ist wärmer geworden, es gibt nicht viel zu tun. Also verpulvert man in schnittigen Jeeps arabischen Brennstoff, drückt in den Stuben einen fetten Soldatenskat und schaut den Provinzmaiden nach der Dorfdisko unter die Röcke.

Bei derart debilem Ausharren müssen frechere Gemüter wie Ray Elwood einfach auf Ideen kommen, die Größeres versprechen. Das Dealen mit selbsthergestelltem Crack gehört dazu wie das Amen in der Kirche. Dadurch leistet sich der adrette Militärknabe die stolzesten Autos im Bundesgebiet, was Neid und Argwohn der Kompanie nach sich zieht. Heftig wird es, als Ray durch eine Verkettung von irrwitzigen Ereignissen in den Besitz von Waffen kommt, deren alleiniger Anblick gar Saddam Hussein den Schreck in die alten Knochen fahren ließe. Nun ist dieser Coup für den sympathischen und nur stümperhaft gerissenen Ray schon einen Tick zu groß, da vergreift sich der Tor auch noch an der Tochter seines vorgesetzten Kommandanten. Blöder kann es manchmal nicht laufen ...

Das ist schon eine unverschämt schräge Räuberpistole, die Gregor Jordan uns da auf die Brust setzt, aber eine mit Biß, Witz und ordentlichem Gepolter eben auch. Da werden so aus dem Nichts heraus nach einem Panzerunfall ein paar verkohlte Pechraben-GIs vom Asphalt gekratzt - muß man nicht witzig finden, aber man darf -, werden, ohne daß wer von der Sache Wind bekommt, im Fließband-Verfahren Bewußtseinserweiterungssubstanzen produziert, daß einem allein vom Hinsehen schon schummerig im Scheddel wird, und wie selbstverständlich fährt Jordan ein ganzes Kabinett voller Schießbudenfiguren auf, an deren grenzenloser Blödheit man sich kaum satt sehen kann.

Selten ist vom Militär so entspannt, so turbulent und so irre komisch erzählt worden, daß auch ausgemachte Pazifisten einen Mordsspaß - super Wortspiel - haben dürften. Und Joaquin Phoenix spielt mit treuherzigem Unschuldsblick und gerissener Naivität die liebenswerte Sau so überzeugend, daß man am Ende doch noch tief durchatmet und sich freut: Verbrechen lohnt sich wieder.

Originaltitel: BUFFALO SOLDIERS

D/GB/USA 2001, 94 min
Verleih: Prokino

Genre: Schräg, Satire, Action

Darsteller: Ed Harris, Joaquin Phoenix, Anna Paquin, Scott Glenn, Elizabeth McGovern

Regie: Gregor Jordan

Kinostart: 31.10.02

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.