D 2018, 97 min
FSK 12
Verleih: Weltkino

Genre: Dokumentation, Biographie

Regie: Margarethe von Trotta, Felix Moeller

Kinostart: 12.07.18

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Auf der Suche nach Ingmar Bergman

Hommage und Elegie

Vor 100 Jahren, am 14. Juli 1918, wurde er geboren: Ingmar Bergman, der „beste Filmregisseur aller Zeiten.“ Als solchen ehrten ihn 1997 die Filmfestspiele in Cannes, und heute noch mag einen dieser doch so stille Mensch und verinnerlicht erzählende Regisseur fast leid tun, ob derlei Superlativ-Gegröle, das zwar einiges über Cannes sagt, aber nichts über Bergman.

Bei Margarethe von Trottas AUF DER SUCHE NACH INGMAR BERGMAN ist das freilich etwas anders. DAS SIEBTE SIEGEL war der Film, der bei von Trotta einst den Wunsch auslöste, selbst Regisseurin zu werden. Und sieht man jetzt in deren Doku über den großen Schweden die berühmten Anfangssequenzen aus DAS SIEBTE SIEGEL, kann man das durchaus nachvollziehen. Allein, weil diese Bilder, selbst wenn man sie oft gesehen hat, einen wieder und wieder hypnotisieren. Das gilt, nur um es gesagt zu haben, mitnichten für alle Bergman-Filme. Und vielleicht hätte man sich auch in von Trottas Film gelegentlich den Advocatus Diaboli gewünscht, der wenigstens ab und an gegen den Konsens im Chor der Verehrer ansingt. Es gäbe dafür durchaus Gründe.

Andererseits ist von Trottas Doku ja eine Hommage aus gegebenem Anlaß. Und diese Hommage wiederum ist eine, der Name verrät es ja, Suche, welche auch insofern stimulierend geriet, weil sie schlicht Lust macht, sich Filme Bergmans (wieder) anzusehen. Nebenher: Es bleibt zu hoffen, daß ein Leipziger Kino das jetzt – aus gegebenem Anlaß eben – ermöglicht mit einer kleineren oder gern auch größeren Werkschau. Liegt in Bergmans Werk doch selbst immer etwas Suchendes, ein rigoroser Stachel des Zweifelnden, Fragenden, Grüblerischen, der gerade mit Blick auf das intellektuelle Vakuum und den faden Hedonismus unserer Gegenwart (und das meint nicht nur das Gegenwartskino!) geradezu gefährlich wirkt. Daß auch daran gemessen von Trottas Doku kaum mehr denn konventionell ist, muß man ihr nicht vorwerfen.

Die Suche der Regisseurin nach Bergman ist ja auch eine nach der verlorenen Zeit des großen europäischen Autorenkinos, zu dem von Trotta einst gehörte. Die wohl beste Arbeit der Regisseurin, DIE BLEIERNE ZEIT, steht dann auch auf einer Liste Bergmans mit Filmen, die ihn beeindruckt, wenn nicht beeinflußt haben. Auch die Ausschnitte daraus zeigen, was verloren ging. Dem Kino – und ja, auch von Trotta. Womit deren Hommage durchaus auch eine Elegie ist.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.