D 2014, 90 min
FSK 12
Verleih: W-Film

Genre: Tragikomödie, Märchen

Darsteller: Johannes Kienast, Christian Grashof, Emilia Schüle, Sascha Alexander Gersak, Imogen Kogge

Regie: Hendrik Hölzemann

Kinostart: 15.08.19

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Axel der Held

Hin zu Gras und Hof

Ist das etwa schon eine Welle? Während es jahrelang vor allem des famosen Regisseurs Axel Rahnisch oder des ewigen Kindes Veit Helmer bedurfte, um deutsches Kino auch mal von der kunstvoll-schrägen (Humor-)Seite zu betrachten, gänzlich anders als vorbestimmt, brachten die Bundesstarts der letzten Wochen gleich einige dieser Gattungsexemplare vom Licht ins Dunkel. Da sah Berlin in CLEO mal so richtig anders aus, war DAS MELANCHOLISCHE MÄDCHEN ein echter Kunstgriff gar, versuchte sich LUZ an der mißliebigen Gattung „einheimischer Psychothriller.“ Wie wäre es nunmehr mit einem Märchen für Erwachsene mit Hang zum keck adaptierten Western und offenkundiger Tendenz zur Welt des Karl May?

AXEL DER HELD ist nur in seiner Fantasie ein solcher. In echt beschreibt er sich selbst als Hasenfuß und Spinner. Irgendwo auf dem Dorfe zu irgendeiner Zeit zwischen jetzt und ganz schön früher steht er in Diensten eines falschen Königs, der sich heuschreckengleich die wichtigsten Ertragsquellen der Region gesichert hat: Land- und Hühnerwirtschaft sowie Casino. Axel, ein verpeilter Mittzwanziger, hat hohe Schulden bei ihm und ist auf Manne Königs Anwesen deshalb Mädchen für alles, bei Grasmahd und Verstopfungsbeseitigungen angetrieben von fiesen Lakaien. Axels Jugendliebe Jenny hat sich Manne zum Zwecke der Nachkommenszeugung auch noch gegriffen. Das tut weh. Wie geschrieben, nur in seinen Vorstellungen und beim bübischen Spiel auf seiner selbstgebauten Modellplatte mit Dorftableau ist Axel ein Kämpfer. Am liebsten aber verkriecht er sich völlig in Tantes Datsche und hofft auf Linderung. Axel, ein etwas dünnbrüstiger Old Shatterhand.

Bis er seinen Nachbarn näher kennenlernt, dessen Gelände als letztes auf Manne Königs Greifliste steht. Doch dieser Heiner wehrt sich, lebt allein mit Tieren, fühlt sich als Indianer – und die kennen keinen Schmerz. Heiner, ein Winnetou 2.0, der aussieht, als hätte er jahrelang bei den Puhdys Keyboard gespielt. Es ist der wunderbare Christian Grashof – danke an die Regie für diese Begegnung!

Apropos: Regisseur Hendrik Hölzemann hat nach seinem gelungenen KAMMERFLIMMERN von 2004 keinen eigenen Film mehr gedreht. Nach AXEL DER HELD werden die Offerten wohl nicht gleich üppiger werden, aber ein grundsympathischer, eher leiser denn lärmiger, immer wieder auch holpriger und so überdrehter wie hinterlistiger Spaß ist er allemal.

[ Andreas Körner ]