D 2013, 118 min
FSK 12
Verleih: StudioCanal

Genre: Biographie, Tragikomödie, Krimi

Darsteller: Nadeshda Brennicke, Charly Hübner, Ken Duken

Regie: Christian Alvart

Kinostart: 27.03.14

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Banklady

Windmühlen, Genrekino und Kraftkerne

Regisseur Christian Alvart ist eine Art Don Quixote. Immer wieder nimmt er etwas in Angriff, dem nie richtig beizukommen ist: deutsches Genrekino. Trotzdem geht Alvart das stets aufs Neue an, erntet dabei durchaus auch Lorbeeren, die ihm gar einen Kurzausflug nach Hollywood bescherten, wo er mit FALL 39 einen Film drehte, der dann auf den Punkt bringt, warum dieses Ding namens „deutsches Genrekino“ meist so deppert wirkt, als hätten es Windmühlenflügel durchgewalkt: weil unsere Kinokultur kein diesbezügliches autonomes Vokabular hat, kein Stilfundament. Auszuführen, warum dem so ist, ist hier kein Platz. Aber anders eben als bei Franzosen, Briten, Spaniern ist die deutsche Genre-Sprache weitgehend eine, die infantil den Hollywood-Tonfall nachlallt.

BANKLADY heißt Alvarts neuer Film. Und der ist nicht schlecht aus vor allem einem Grund: weil er im Nachlallen den eigenen Zungenschlag versucht. Erzählt wird nach wahren Begebenheiten die Geschichte der Hamburgerin Gisela Werler, die Mitte der 60er am bundesrepublikanischen Wirtschaftswunder-Mief zu ersticken droht. Gefangen in einer Enge zwischen Fabrikhallen-Job, der elterlichen Wohung und den bräsigen Avancen eines Kollegen scheint Giselas Begegnung mit dem halbseidenen Macho-Charme verströmenden Hermann ein Wink des Schicksals.

Alvart breitet diese Exposition aus als ein buntes Zeitkolorit-Panoptikum, das das Grau bundesdeutscher Kleinbürgerlichkeit umso deutlicher zum Vorschein bringt. Das ist geschickt, weil Giselas baldiger Ausbruch daraus so verständlich ist, wie nur irgendwas: Mit dem geliebten Hermann geht es von Bank zu Bank. Mit vorgehaltener Knarre und einer Menge Adrenalin-Ausschüttung. Und bald auch mit einem ehrgeizigen Kommissar im Nacken.

Nadeshda Brennicke ist Gisela. Charly Hübner gibt den Hermann. Und ganz klar: Bei allem inszenatorisch-stilistisch nicht ungeschickten Imitats-Patchwork mit Splitscreen-Schnickschnack, Tarantinoesken Pop-Sequenzen oder sympathischem Rüberzwinkern zu Arthur Penns BONNIE & CLYDE sind es auch in BANKLADY dann doch wieder die Schauspieler, die es reißen. Sprich: Eigenes postulieren. Brennicke als Aschenputtel, das zur Räuberbraut wird, ist wunderbar. Und Hübner, der hinter der Ganovenfassade alles andere als einen Ganoven darstellt, ist es auch. Authentische Kraftkerne in einem hübsch bunt flatternden Genre-Versuch.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.