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Barking Water

Sentimentale Reise ans Ende des Lebens

Es ist Frankies letzte Reise. Er ist schwer vom Krebs gezeichnet, als ihn seine ehemalige Geliebte Irene, die ihm diesen letzten Wunsch nicht abschlagen kann, aus dem Krankenhaus entführt und ihn in ihren alten Wagen verfrachtet. Sie haben einen langen Weg vor sich und fast kein Geld in der Tasche. Frankie will noch einmal seine ihm fremd gewordene Tochter im fernen Wewoka (was „Barking Water“ in der Sprache des Muscogee-Stammes bedeutet) und sein neugeborenes Enkelkind sehen.

Und so sitzt er mehr tot als lebendig im Auto, draußen zieht die karge, weite Landschaft der Oklahoma-Plains vorbei, das Autoradio spielt Singer-Songwriter-Musik, und in diesem meditativen Zustand blitzen vor Frankies innerem Auge Erinnerungen an sein Leben mit Irene auf. Eine schmerzhafte Liebe verbindet die beiden Alten, eine, in der es viele Verletzungen und uneingelöste Wünsche gab. Und doch existiert trotz der längst vollzogenen Trennung noch immer eine fast wortlose Vertrautheit zwischen ihnen.

Es ist ein sentimentales Roadmovie, angesiedelt im indianischen Milieu des Mittelwestens der USA, das Regisseur Sterlin Harjo mit seinem zweiten Langfilm inszeniert. Mit Leichtigkeit verbindet er die großen Fragen nach Lieben und Sterben mit den Alltäglichkeiten des Lebens und zeigt, wie all das stets zusammengehört, geradezu ineinanderfließt. Eine Unterströmung von Melancholie durchzieht den ganzen Film, und doch bejahen Harjos Protagonisten das Leben in jeder Minute. Dazu paßt ein in vielen Szenen präsenter beiläufiger Humor, etwa wenn eine junge Anhalterin Frankie und Irene voller Naivität und ehrlicher Bewunderung mitteilt, was für ein süßes, altes Paar sie doch seien, und wie toll es sein müsse, so lange miteinander verheiratet zu sein.

Die Kamera pendelt zwischen dem Blick auf die unendliche Landschaft mit ihren schnurgerade ins Nichts führenden Straßen und den ausdrucksstarken Gesichtern der zwei Hauptdarsteller, in die sich das Leben tief eingegraben hat. Die wunderbaren Bilder werden perfekt ergänzt vom großartigen Soundtrack. BARKING WATER ist Teil der Filmreihe SIXPACK der Leipziger Cinémathèque, deren Programmmacher damit ein weiteres Kleinod auf die Leinwand bringen.

Originaltitel: BARKING WATER

USA 2009, 85 min
Verleih: Indion Entertainment

Genre: Tragikomödie, Roadmovie

Darsteller: Casey Camp-Horinek, Richard Ray Whitman

Regie: Sterlin Harjo

Kinostart: 04.11.10

[ Dörthe Gromes ]