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Basta. Rotwein oder Totsein

Schlacht am kalten Büffet

Dieser Gangsterfilm sei "die Verwirklichung eines Kleinebubentraums", so Regisseur Pepe Danquart. Und das sieht man seiner reichlich übergeschnappten Farce aus Blut und Blödheit, rauchenden Colts, mafiösen Verwicklungen und Kindergeburtstag auch an. Mit einer Bande von zu jeder Schandtat bereiten Jungs und Mädels, darunter Henry Hübchen, ein Ratpack ansonsten (weitgehend) seriöser Film- und Theaterschauspieler, das Humor-Unikum Josef Hader sowie Fernsehkoch Vincent Klink, räubert Danquart hier durch Wien, die mitteleuropäische Hauptstadt des schwarzen Humors. Vor allem aber geht es quer durchs Genre der grimmig-fröhlichen Unterwelt-Groteske.

Zunächst ist die Liebe mal wieder hingefallen, wo sie nichts zu suchen hat, nämlich zwischen einen verdienten Mitarbeiter der Russenmafia, Spezialgebiet "In-den-Fuß-Schießen", und eine friedliebende Gefängnispsychologin. An seinem Gewaltpotential soll Oskar arbeiten, meint Maria, am besten immer erst mal schön durchatmen. Und damit die gemeinsame Zukunft auch finanziell abgesichert ist, will er ein Buch mit dem geheimnisvollen Titel "Secrets" (das spricht man französisch) herausbringen. Bevor Oskar jedoch nur mehr der Liebe und seiner zweiten Leidenschaft, dem Kochen frönen kann, muß er, beargwöhnt von Kollegen wie von der Polizei, noch einen Auftrag erledigen: Pate Konstantin will den Mörder seiner Tochter - in mundgerechten Stücken.

Den ursprünglichen Filmtitel C(R)OOK, unter dem diese Koproduktion bei unseren Nachbarn zu sehen war, wollte man uns Pisa-Versagern nicht zumuten - Danke! Doch ein zartbesaitetes Gemüt wird immer noch genügend geschmäcklerischen Anstoß an Danquarts Killer-Kulinarium nehmen können. Um im Bild zu bleiben: es geht hier manchmal recht unappetitlich zu, im Humor wie in der Brutalität. Für herrlich deftige Details, zum Beispiel die ziemlich handfesten Übergriffe aufs weibliche Filmpersonal, wird man seine gute Kinderstube mit Vergnügen vergessen.

Allerdings fehlt dieser mal heillos überhasteten, mal Wienerisch schläfrigen Pulp Fiction doch einiges an stilistischer Grandezza, um das bisweilen exzentrisch proportionierte Handlungsgerüst samt russisch-österreichisch-berlinerischer Vielsprachigkeit und zeitgemäßer Gourmetlerei so zu ölen, daß es nicht quietscht.

D/Österreich 2004, 108 min
Verleih: NFP

Genre: Gangster, Komödie

Darsteller: Henry Hübchen, Moritz Bleibtreu, Corinna Harfouch, Nadeshda Brennicke, Josef Hader, Paulus Manker, Karlheinz Hackl, Vincent Klink

Stab:
Regie: Pepe Danquart
Drehbuch: Chris Kraus

Kinostart: 28.04.05

[ Sylvia Görke ]