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Beeswax

Families, Friends And Lovers

Zwar ist Film ein visuelles Medium, doch gibt es auch solche, bei denen es sich lohnen würde, sie als Experiment nur anzuhören und lediglich ab und zu die Augen zu öffnen, um den akustischen mit dem visuellen Eindruck abzugleichen.

BEESWAX vom jungen Regisseur Andrew Bujalski ist ein Film, bei dem die Bilder vor allem als Illustration zur Sprache der Protagonisten dienen. Im Mittelpunkt stehen die beiden sehr verschiedenen Zwillingsschwestern Jeannie und Lauren und das von ihnen ausgehende Beziehungsgeflecht an Freundschaften, Liebschaften, Kollegen und Familie. Den losen Handlungsrahmen bilden ein drohender Rechtsstreit zwischen Jeannie und ihrer Freundin Amanda, mit der sie zusammen einen Second-Hand-Laden betreibt, sowie die Suche ihrer Schwester Lauren nach einem Job. Es hätte auch jeder andere Ausschnitt aus dem Alltagsleben der Frauen gewählt werden können, denn Bujalski interessiert sich weniger für die konkreten Handlungen seiner Akteure als dafür, welche Worte sie darüber verlieren, was sie zwischen den Zeilen sagen, und was sie noch im Reden verschweigen.

Bujalski, der zur augenzwinkernd als „Mumblecore“ betitelten Independent-Bewegung zählt, forscht in seinem dritten Spielfilm Sprache, Sprachmelodien, Ausdrucksweisen und Wortspielen nach. Sein Blick auf die Generation der Thirty-Somethings und ihr Duchlavieren durchs Leben ist sehr um Authentizität bemüht. So hat BEESWAX einen visuell spröden, fast dokumentarischen Charakter. Ein Großteil der Rollen wird von Laien verkörpert.

Gedreht wurde mit einfachen Mitteln, die 16-mm-Handkamera verharrt oft in sehr langen Einstellungen auf den Gesichtern der Protagonisten. Es gibt so gut wie keine Schnitte in den improvisiert wirkenden Szenen. Den Grund dafür, warum Jeannie im Rollstuhl sitzt, erfährt man nicht. Es ist schlicht ihre Normalität, mit der sie souverän umgeht. Überhaupt ist der Tenor des Films, daß mensch zwar seine Nöten und Sorgen hat, aber das Leben trotzdem schon immer irgendwie weitergeht.

Bei aller Sprödigkeit ist BEESWAX ein charmanter Film, der Einblick ins amerikanische Alltagsleben gewährt. Als OmU wird er vor allem Zuschauern Spaß machen, die Freude am texanisch gefärbten Englisch haben.

Originaltitel: BEESWAX

USA 2009, 100 min
Verleih: Arsenal Institut

Genre: Drama

Darsteller: Tilly Hatcher, Maggie Hatcher, Alex Karpovsky

Regie: Andrew Bujalski

Kinostart: 29.04.10

[ Dörthe Gromes ]