D 2020, 80 min
FSK 6
Verleih: Constantin

Genre: Komödie

Darsteller: Felicitas Woll, Janina Uhse, Jan Sosniok, Matthias Klimsa, Armin Rohde, Detlev Buck, Christian Tramitz, Gitta Schweighöfer

Regie: Franziska Meyer Price

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Berlin, Berlin

Volle Lolle!

Bekommt eine Serie ihren Kinoauftritt mal eben 15 Jahre später, muß jener Film damit umgehen, daß kaum jemand mehr konkrete Erinnerungen an die Vorlage hat. Er also überwiegend eigenständig betrachtet wird, auch wenn Rückblenden auffrischende Wirkung entfalten mögen – und simultan trefflich Unterschiede zwischen damals und heute dokumentieren. Beispielsweise verkaufen hier und da aufpoppende 3D-Animationen (steril glatt) die Seele einst gezeichneter Verwandter (schön liebevoll). Als sähe man eine plötzlich brust-, haar- und lippengepimpte frühere Freundin.

Auftritt Lolle. An ihr ist immer noch alles echt, das schließt unveränderte Neigung zum „Ich weiß nicht, wer ich eigentlich bin“-Chaos ein. Bedeutet am Tag geplanter Vermählung: kein Mann (oder zwei, je nach Betrachtungswinkel), dafür massig rechtliche Auffälligkeiten sowie Verurteilung zu Sozialstunden, abzuleisten an einer Schule, wo verstopfte Klos zu Erziehungszwecken dienen. Berlin halt. Dort begegnet Lolle Dana, Feindschaft auf den ersten Blick folgt eine verhängnisvolle Partynacht inklusive bösen Erwachens, dann legt das Damenduo einen astreinen Roadtrip hin, quer durch Gehölz und Abenteuerland.

Am Wegesrand bleiben allerlei oft prominent besetzte Figuren zurück, Detlev Buck gibt den gnadenlosen Richter, Gitta Schweighöfer beweist als abgedrehte Führerin einer FKK-Sekte, woher der Sohn seinen Talentmangel erbte. Und während Christian Tramitz’ zu früh zu schwer gealterter Pauker Laune verbreitet, geht sie angesichts Armin Rohdes penetrant klischiert Ostdeutsch brabbelnden Ex-Staatsbürgerkundelehrers auf finsteren kriminellen Abwegen (was kann man im Kaff Schnitznitz sonst wohl tun …) spontan flöten.

So nähern sich die beiden gefühlt Fernen wie bereits emotional nah Gelagerten sukzessive offiziell an: „Du bist ganz okay für `ne Alte mit Streßfalten …“ Teils spaßig, manchmal nervig, bisweilen verblüffend originell, stets unterhaltsam, aber möglichst enthemmt, worin potentielle Ironie elend ertrinkt. Laut, bunt, groß soll’s sein, ein Bär trifft auf periodisch wiederkehrende Split Screens, die geniale Duellszene versöhnt für reichlich ungelenke und daher leise versickernde Versuche, Partikel anspruchsvollen Dramas über den zuckersüßen Sahnehaufen aus fluffiger Handlung und pinker Romantik zu stäuben. Welcher – man kennt’s von Heißhungergelüsten auf Süßkram, deren Verführungskraft final doch jeden Widerstand brach – insgesamt ziemlich gut fürs Gemüt ist.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...