Originaltitel: BIG EYES

USA 2014, 106 min
FSK 0
Verleih: StudioCanal

Genre: Biographie, Drama

Darsteller: Amy Adams, Christoph Waltz, Jason Schwartzman, Danny Huston, Terence Stamp

Regie: Tim Burton

Kinostart: 23.04.15

1 Bewertung

Big Eyes

... gucken sich eher so weg

Traurige Kinder mit riesigen Augen starren den Betrachter an – Leitmotiv im Schaffen der Malerin Margaret Keane. Gefühlsstark? Kitschig? Gar gruselig? Die Meinungen gehen auseinander, immerhin gelang so eine Weltkarriere, jetzt verfilmt: Margaret verläßt ihren Mann, fängt neu an, lernt den ebenfalls farb- und pinselaffinen Walter kennen. Es folgen eine überstürzte Vermählung und die emotionale Hölle, denn Walter gibt Margarets Werke als seine aus – was einerseits Reichtum, andererseits psychischen Schmerz bedingt. Doch Margaret schweigt.

Feministinnen und Keane-Verehrer mal rausgerechnet, lockt der Film sein Publikum eindeutig mit den drei großen Namen Amy Adams, Tim Burton und Christoph Waltz. Leider scheitern zwei der Genannten an den Erwartungen, was aufgedröselt gehört, beginnend bei Burton: Wüßte man nicht, daß er den Regiestuhl besetzte, käme nirgends eine entsprechende Vermutung auf. Pastellig malt Burton eine männlich dominierte Welt und steckt ein Paar hinein, das liebt, streitet, sich trennt. Grundsätzlich passiert kaum was drüber hinaus, und wären die Protagonisten keine Berühmtheiten, hätte es wohl nie einen Film gegeben. Burton gelingt es selten, das strenge Biographiekorsett zu sprengen, universelle Themen anzureißen, abgesehen von der übermächtigen weiblichen Unterdrückung. Dazu wäre auch ein Öffnen zweier Figuren nötig, welche „die Heilige“ und „den Drecksack“ verkörpern. Scheinbar möchte Burton aber auf dieser simplen Schiene fahren.

Und erhält Unterstützung von Waltz, dessen Walter allein die ausladende Geste nebst Dauergrinsen oder das selbstverliebte Ausrasten kennt. Scheusale kann Waltz ja bekanntlich gut mimen, so eindimensional geht’s indes daneben. Bleibt also Adams, hier eine Blondhaarfee, erst verschüchtert und duckmäuserisch, später aufblühend und endlich eigensinnig. Ihr obliegt es letztlich, den Film auf schmalen Schultern zu tragen, was sie – im doppelten Wortsinn – spielend meistert.

Belohnt wurde jener Kraftakt mit dem Golden Globe für die Beste Komödiendarstellerin. Vielleicht konnte sich die Jury vor prustendem Lachen ja tatsächlich kaum halten, BIG EYES zeichnet trotzdem das insgesamt zwar keinesfalls mißlungene, aber ebenso wenig langfristig beeindruckende Drama einer prominenten Ehe, festgehalten in schönen Bildern (plus die von Margaret natürlich). Nicht mehr, nicht weniger.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...