Originaltitel: ORO AMARGO

Chile/D 2024, 86 min
Verleih: JIP

Genre: Drama

Darsteller: Katalina Sánchez, Francisco Melo, Michael Silva, Daniel Antivilo

Regie: Juan Francisco Olea

Kinostart: 21.08.25

Bitter Gold

Der Teufel der Atacama-Wüste

Lateinamerika, das sagenhafte Goldland, das einst die Gier der europäischen Eroberer anstachelte. Die Ausbeutung des Kontinents geht im Grunde bis heute weiter, nur daß es jetzt vor allem internationale Konzerne auf der Jagd nach diversen Bodenschätzen sind, seien es Gold, Kupfer oder Lithium. Für die lokale Bevölkerung bleibt allenfalls ein magerer Lohn – und viele Umweltprobleme. Dieser Subtext liegt unter Juan Francisco Oleas archaischem Neowestern BITTER GOLD, ohne je explizit ausgesprochen zu werden. 

„Dem Gold folgt stets der Teufel“, sagt stattdessen eine Figur, und vom Teufel scheinen viele der verhärmten Gestalten im Norden Chiles besessen zu sein. Auch der schon ältere Pacifico erhofft sich vom Gold ein besseres Leben für sich und seine halbwüchsige Tochter Carola. Irgendwo an die Küste wollen sie, Hauptsache weg vom Dreck und Staub der Atacama-Wüste. Dann soll Carola auch zur Schule gehen. Doch statt als Eintrittskarte in ein besseres Leben erweist sich das Goldversprechen einer verlassenen Mine als Abstieg in die Hölle. Carola muß sich bald allein behaupten in dieser Männerwelt. Kann eine Frau dem Berg seine Schätze abringen?

Die Männer sind skeptisch. Noch schützt die junge Frau der mächtige Schatten des Vaters, doch Respektlosigkeit und unterschwellige Lüsternheit lauern nur auf ein Anzeichen von Schwäche. Im besten Fall darf sie für die Männer weiter kochen, im schlimmsten … Unsere Heldin weiß: Kein Netz wird sie auffangen, das sie nicht selbst knüpft. Latente Gewaltbereitschaft dominiert die Beziehungen der Figuren, auch wenn sie sich hinter oberflächlich freundlichen Worten versteckt. Carola ist keine Ausnahme, die Spielregeln der Machowelt kennt sie von kleinauf. Die Frage ist nur, welchen Weg sie einschlagen wird.

BITTERES GOLD bietet anderthalb Stunden vibrierende Spannung, unterlegt mit großartigen Bildern der kargen Wüstenlandschaft. Hier gibt es nur diverse Sandtöne, das Blau des Himmels und das Dunkel der Mine, eine vom Kinosessel aus großartig anzuschauende Trostlosigkeit. Kameramann Sergio Armstrong spielt viel mit den Lichtreflexen von Sonnenflecken oder Taschenlampen. Die Figuren wirken oft wie geblendet auf ihrem Weg, der sie stolpernd voranführt.

[ Dörthe Gromes ]