Originaltitel: A STREET CAT NAMED BOB

USA 2016, 103 min
FSK 12
Verleih: Concorde

Genre: Literaturverfilmung, Drama

Darsteller: Luke Treadaway, Ruta Gedmintas, Joanne Froggatt, Anthony Head

Regie: Roger Spottiswoode

Kinostart: 12.01.17

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Bob, der Streuner

… als wundersamer Befreier auf Samtpfoten

Der animalische Retter ist gerade im Film keine unbekannte Spezies. Todesmutig wirft sich Tierisches aller Arten in Feuer, Wasser, Orkan, Lawine, sollte etwas davon den vergötterten Menschen gefährden. Normalerweise gibt’s bei Erfolg belohnende Gegenwerte à la Kauknochen und Kuscheldecke, böswillige Regisseure inszenieren hingegen weinende Kinder am Stöckchenkreuz im Garten. Altmeister Roger Spottiswoode steht hier nun nicht vor solcher Wahl, weil es Kater Bob gemütlicher angehen läßt – Anwesenheit genügt.

Zumindest, wenn es James Bowen betrifft. Der obdachlose Straßenmusiker lebt von der Hand in den Mund oder Resten aus der Mülltonne, ist zudem drogenabhängig. Eben durfte er immerhin eine Sozialwohnung beziehen, trifft dort Bob, zahlt zum persönlichen Nachteil die Arztrechnung fürs verletzte Tier. Worauf sich die Mieze revanchiert und Bowen als Herrchen (falls bei Katzen existent) wählt. Und weil der stur auf Mitnahme bestehende Vierbeiner das Publikum regelrecht verzaubert, fließen plötzlich finanzielle Gaben, dazu entsteht enge Freundschaft, derer wegen Bowen schließlich clean wird.

So erzählte es uns die weltweit zum Bestseller avancierte Vorlage, von Bowen selbst verfaßt. Kein brillantes Buch, aber zum Seufzen einladender Schmöker. Daraus macht Spottiswoode Entsprechendes: keinen genialen Film, aber zum Berührtsein taugende Unterhaltung, komplett mit dem echten Bob als Bob. Nach über 35 Jahren auf Regiestühlen weiß der Mann, was der Zuschauer verlangt, und er gibt es ihm ohne Zögern. Weswegen eine brandneu erfundene Love Story für Herzklopfen bei den Damen sorgt, ein original ebenfalls nicht existentes Familienzerwürfnis dramatisches Konflikt- und Versöhnungspotential birgt, der einst auf 256 Seiten unterschwellig eingebackene klagende Ton Szenen weit deutlicheren Pathos’ weicht, Bob zwecks weiterer Niedlichkeitsfaktor-Steigerung gar rudimentär zu kommunizieren scheint, der vorab in höllischen Farben beschriebene kalte Entzug schließlich eher auf kurzes Wälzen plus anschließenden Sonnenschein hinausläuft.

Alles das mag man kaum subtil oder innovativ nennen, doch – bevor Fans der mittlerweile mehreren Bücher unheilbare Herzlosigkeit diagnostizieren – es funktioniert inklusive Bonus für unglaubliche Geschichten aus dem wahren Leben emotional durchaus, auf seine gleichermaßen massenkompatible wie gutmeinende Weise.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...