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Bombón – El Perro

Belangloses über Zwei- und Vierbeiner

Manchmal ist es so im Kino, daß sich der Vorhang schließt, das Licht angeht und man dasitzt und überlegt, was man gerade gesehen hat. Wenn einem gar nichts einfällt, versucht man zunächst vielleicht, guten Willen zeigend, die Geschichte zu rekapitulieren. Im Fall dieses Films geht das in etwa so: Juan Villegas, 52, hat 20 Jahre seines Lebens an einer Tankstelle geknufft und ist jetzt arbeitslos. Ob der finanziellen Not wohnt er bei der Familie seiner Tochter, seine Frau hat ihn schon vor etlichen Jahren verlassen. Um Geld zu verdienen, reist Villegas mit selbst gefertigten Messern durch das rauhe Patagonien. Seine Handarbeit wird bestaunt, aber nicht gekauft, und auch die Suche nach einem Job bleibt erfolglos. Dennoch ist der stets lächelnde Villegas zuversichtlich, gutmütig und hilfsbereit. Eines Tages dann wendet sich das Blatt für ihn. Als Gegenleistung für eine Autoreparatur bekommt er mit "Bombón" ein Monstrum von einem Hund geschenkt, eine reinrassige argentinische Dogge, die vor dem Tod ihres Besitzers zum Begründer einer einzigartigen Hundezucht auserkoren war.

Regisseur Carlos Sorin hat hier, man ahnt es schon, seine sich ähnelnden Protagonisten zusammengeführt: den arbeitslosen, einsamen Mechaniker und den einsamen, nutzlosen Hund. Villegas, der mit dem neuen Begleiter an seiner Seite plötzlich auf ungewohntes Interesse stößt, eröffnen sich neue Welten. Das Glück ereilt ihn und Bombón auf Hundeausstellungen, und bald gibt Villegas sich verlockenden Gedanken an eine Hundezucht hin. Womit er nicht gerechnet hat, Bombón, der Prachtrüde, hat eine gestörte Libido ...

Wenn BOMBÓN - EL PERRO "eine Geschichte über Vertrauen und Hoffnung" ist, wie es in der Unterzeile heißt, dann muß damit die Arbeitsweise des Regisseurs gemeint sein. Sorin will ruhig, charmant und in ästhetischen Bildern erzählen, er schaut aber bloß zu - seinen Laiendarstellern vertrauend. Diese sollen für Authentizität der Darstellung sorgen. Tatsächlich hält sich der Debütant Juan Villegas, in Wirklichkeit Besitzer einer Autowerkstatt, mit verhaltener Gestik und Mimik tapfer an der Seite der viel bewunderten Riesendogge. Was er dort soll, weiß er nicht, und vielleicht weiß es niemand.

Sorin hat aus der bloßen Beobachtung eines Zwei- und eines Vierbeiners einen hoffnungslos belanglosen Film gemacht.

Originaltitel: BOMBÓN - EL PERRO

Argentinien/Spanien 2004, 97 min
Verleih: Alamode

Genre: Drama

Darsteller: Juan Villegas, Walter Donado

Regie: Carlos Sorin

Kinostart: 04.08.05

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.