Originaltitel: BOMBSHELL

USA/Kanada 2019, 110 min
FSK 12
Verleih: Wild Bunch

Genre: Drama

Darsteller: Charlize Theron, Nicole Kidman, Margot Robbie

Regie: Jay Roach

Kinostart: 13.02.20

2 Bewertungen

Bombshell

Von toxischer Männlichkeit

Fangen wir mit der Gretchenfrage an: Warum muß man Gretchen Carlson kennen? Vielleicht, weil sie 1989 zur Miss America gewählt wurde? Also eine Veranstaltung gewann, die bräsigstes Entertainment mit einer besonders infantilen Form von Chauvinismus verschmilzt? Oder weil sie über Jahre als Moderatorinnen-Aushängeschild bei Fox News, also dem konservativen US-Kabelsender mit Neigung zu chauvinistischster Polit-Demagogie, den demokratischen Senator Edward Kennedy als „Feind der Vereinigten Staaten“ verunglimpfte, nur weil der Mann gegen den Irakkrieg war?

Oder sollte man Carlson kennen, weil die, nachdem ihre Fox-Karriere ins Straucheln geriet und mit einer Entlassung endete, daraufhin den Sender und dessen Chef Roger Ailes wegen jahrelanger sexueller Diskriminierung und Nötigung verklagte? Erst im Alleingang, dann mit immer mehr betroffenen Frauen an ihrer Seite. Und in einer auch medial erbittert geführten Schlacht gegen das, was heute gemeinhin (und zu Recht) „toxische Männlichkeit“ heißt.

Von dieser Schlacht nun erzählt BOMB-SHELL. Erzählt von Carlson. Und der Moderatorin Megyn Kelly. Zwei Frauen, knallhart und karrierebewußt, die sich gleichwohl, beide auf ihre Art und über alle Konkurrenz hinweg, mit Ailes anlegen. Und dann ist da auch noch Kayla Pospisi, die in diesem Nach-wahren-Begebenheiten-und-hochaktuell-Drama in der Rolle der jungen Naiven auftritt. Um genau darin dann, das ist zu befürchten, wohl irgendwie das zu „verkörpern“, was Frauen eigentlich sind. Also, bevor sie in einer toxischen Männerwelt zu knallharten Kämpferinnen wie Gretchen und Megyn werden.

Das Drehbuch zu BOMBSHELL schrieb ein Charles Randolph, Regie führte Jay Roach. Was vielleicht manches erklärt. Denn man darf wetten: Unter kreativer Frauen-Ägide wäre bei diesem Sujet das Endprodukt vielleicht nicht so aseptisch ausgefallen. Was neben der formalen Konventionalität auch meint, wie der Film inhaltlich es nicht wagt, den Stachel tiefer zu setzen. Dorthin nämlich, wo er in die Eiterblase piekst, es wirklich toxisch wird. Wo sich zeigt, wie eng eine bestimmte Form des Konservatismus, des Leistungs- und Karrieredenkens mit Sexismus und Chauvinismus zu einem System verschmolzen sind, an dem gerade auch Frauen wie Carlson erfolgreich partizipieren. Nichts, was zu zeigen BOMBSHELL den Mut, oder sagen wir ruhig, die Eier hat. Man wollte wohl die Stimmung nicht vergiften.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.