Noch keine Bewertung

Brick

Thriller im Gewand einer Film-noir-Hommage

Ein gewagtes Experimentierfeld muß man als Zuschauer schon betreten, denn Rian Johnson bedient sich in seinem Debüt des Slangs und Stils der Detektivromane eines Hammett oder Chandler und Versatzstücken der Filmfassungen aus den 40ern. Die Geschichte jedoch siedelt er im Jetzt an, vor dem Hintergrund einer Highschool.

In dieser hält sich der jugendliche Held, Brendan Frye, ein introvertierter Einzelgänger, mit Erfolg abseits des belebten Schultrottoirs. Eines Tages aber erreicht ihn der verzweifelte Anruf seiner Ex-Freundin Emily, die ihn um Hilfe bittet und kurz danach spurlos verschwindet. Auf der Suche nach ihr, sieht sich Brendan gezwungen in ein unbekanntes Universum vorzudringen, denn Emily war in die Unterwelt der Schule abgetaucht, mit deren diversen Cliquen, unbequemen Typen und geheimen Ritualen.

Zur atemlosen Jagd gerät bei Johnson die Suche eines Teenage-Helden nach den Gründen für das Verschwinden der noch immer Geliebten. Deren Schicksal ist schnell aufgeklärt, denn schon nach wenigen Filmminuten wird sie tot in einem Abwasserkanal zu entdecken sein. Das aber ist nur der Anfang einer Geschichte, die weniger auf Logik setzt, als auf immer neue Wendungen. Wo sich der Held beinahe am Ziel seiner Nachforschungen wähnt, ist er stets erst am Anfang, die Spuren führen ihn weiter und weiter, und die Gefahr für Leib und Leben wächst, denn er gerät an immer neue zwielichtige und finstere Gestalten. Johnson treibt die Story mit diesem Auftauchen immer neuer Figuren voran, bis Brendan im vermeintlichen Finale endlich dem Unterweltboß The Pin gegenübersteht.

Joseph Gordon-Levitt in der Hauptrolle und Lukas Haas als Bösewicht geben die zwei zentralen Antagonisten mit Bravour, und Johnson verweist gerade mit diesen Charakteren deutlich und mit Humor auf Stereotypen aus der Filmgeschichte. Die Stärke dieses spannenden Erstlings aber liegt darin, daß der Regisseur es nicht bei solchen Zitaten beläßt. Stilelementen des Film noir wie Düsternis, Verschlossenheit und bedrückenden Schauplätzen, setzt er gleißende Helligkeit entgegen und geweitete Szenen. Originell sind auch Schnitt und Kamera. Letztere, mit einer niedrigen Perspektive wiederum den Vorbildern huldigend, findet selbst im Licht der rasanten Inszenierung zu reichlich Kontrasten, und die häufigen Wechsel zwischen Subjektive und Nahaufnahme bedingen eine Sogwirkung, der man sich schwer entziehen kann.

Originaltitel: BRICK

USA 2006, 110 min
Verleih: Senator

Genre: Thriller, Teenie

Darsteller: Joseph Gordon-Levitt, Lukas Haas

Regie: Rian Johnson

Kinostart: 12.10.06

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.