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Casomai – Trauen wir uns?!

Der große italienische Frust

Diese kleine, halbverfallene Dorfkirche muß es sein. Abseits der Hauptstraße, nur zu Fuß erreichbar. Die Hochzeit von Stefania und Tommaso soll etwas Besonderes werden. Wird sie auch, denn während der Trauzeremonie beginnt der Priester plötzlich Für und Wider der Ehe aufzuwiegen, statt einfach mal Ja und Amen zu sagen. Sie dürfen die Braut jetzt küssen? Von wegen!

Er möchte vom jungen Paar einen bildlichen Vergleich haben, wie es sich die Ehe ausmalt. Eiskunstläufer - so stellen sich Stefania und Tommaso ihr Leben vor. Schmale Kufen, glattes Terrain, immer die Gefahr zu fallen. Der Priester ist zufrieden, die Ehe wird geschlossen. Und die Eheleute machen sich gut als Eislaufpaar. Zunächst. Das erste Kind kommt, die Freude ist groß. Doch es bringt auch mit sich, daß weniger Zeit für die Freunde bleibt, daß immer wieder Streit aufkommt. Bald schon folgen Streß und erste Warnsignale. Schließlich eine Affäre ...

CASOMAI wird mit "falls" oder "im Falle, daß" übersetzt. Ein Gedanke, ein Planspiel - was wäre, wenn ...? Genau mit dieser Absicht hat sich Alessandro D’Alarti daran gemacht, eine Ehe mit Höhen und Tiefen durchzuspielen. Er fragt uns: Kann Liebe alles sein? Gehören Affären und Betrug zwingend mit zum Spiel? Idee gut, Ausführung eher kläglich. Nicht nur, daß sich D’Alarti zu gern im Ton verirrt (der Pastor soll wohl Erinnerungen an Don Camillo wecken, nervt aber einfach nur kolossal ...), er schafft es auch leider nicht, Figuren und Konflikte richtig greifbar zu machen. Stefania und Tommaso sind Yuppies mit Yuppie-Problemen. "Wen kümmert es?" möchte man die Macher fragen. Im Erzählfluß wird das anwesende Kind vernachlässigt, die Sprünge in Stil, Zeitebenen und Tempo irritieren. Dann entdeckt Regisseur D’Alarti wie aus dem Nichts noch den Zauberkasten visueller Effekte. Und: Wer hätte je gedacht, daß man einem italienischen Film gar den Mangel an Temperament nachsagen kann?

Schließlich hinterläßt auch noch eine finale Überraschung das grimmige Gefühl, mordsmäßig verklappst worden zu sein. Die Synchronisation rundet die Enttäuschung endgültig ab. Vielleicht doch lieber gleich zum Italiener um die Ecke gehen?

Originaltitel: CASOMAI

I 2002, 114 min
Verleih: Schwarz-Weiss

Genre: Liebe

Darsteller: Stefania Rocca, Fabio Volo, Gennaro Nunziante

Regie: Alessandro D’Alarti

Kinostart: 09.09.04

[ Roman Klink ]