Originaltitel: SEN TO CHIHIRO NO KAMIKAKUSHI

J 2001, 125 min
FSK 0
Verleih: Universum

Genre: Animation, Fantasy

Stab:
Regie: Hayao Miyazaki
Drehbuch: Hayao Miyazaki

Kinostart: 19.06.03

1 Bewertung

Chihiros Reise ins Zauberland

Die Wiederentdeckung der Phantasie

Neulich im Kino: Sogar zuletzt nicht eben durch qualitativ hochwertige Filme verwöhnte Kollegen verlassen den Saal mit fast beängstigend breitem Grinsen im Gesicht. Schuld an diesem Ausnahmezustand trägt ein dürres Mädchen namens Chihiro.

Die anfangs typische 10jährige (nörgelig, bockig, etwas penetrant) steht mit Mutter und Vater während der Fahrt zum neuen Domizil plötzlich vor einem Tunnel, an dessen Ende sich ein geheimnisvoller Ort erstreckt. Daß es sich offensichtlich um eine Geisterstadt handelt, stört die Eltern wenig, weswegen sie sich mundräuberisch am angerichteten warmen Büffet bedienen. Doch die Strafe folgt sogleich, denn gemäß der alten Weisheit "Man ist, was man ißt" verwandelt sich Chihiros Familie in Schweine. Zum Glück naht Hilfe in Form des Jungen Haku; von ihm erfährt Chihiro, daß sie nun für die geizige Hexe Yubaba arbeiten und ihren Namen ablegen muß – sollte sie ihn aber jemals vergessen, ist Rückkehr unmöglich ...

Versuchen Sie gar nicht erst, sich dem folgenden Bilderrausch zu widersetzen! Begegnen Sie Drachen, Riesenbabies, verzauberten Hamstern oder nie zuvor gekannten Wesen. Schließen Sie die unglaublich putzigen Rußmännchen in Ihr Herz und erleben Sie zauberhaften Humor. Erfreuen Sie sich daran, daß trotz angenehmer Hintergründigkeit niemals der didaktische Zeigefinger drohend erhoben wird (beispielsweise dient in einer ebenso komischen wie originell animierten Sequenz der "Faulgott" als Symbol fortschreitender Umweltverschmutzung). Seien Sie darauf gefaßt, zwei Stunden lang mit offenem Mund zu staunen.

Eigentlich ist es schier aussichtslos, den Einfallsreichtum dieser Odyssee auch nur versuchsweise in Worte zu fassen, man muß sie sehen. Und wenn Sie der "Ich schaue doch keine Zeichentrickfilme mehr!"-Fraktion angehören, dann schnappen Sie sich als Alibi eben irgendein Kind, selbst wenn’s das verhaßte Nachbarsgör sein sollte! Denn andernfalls verpassen Sie, wie Chihiro (nicht nur) dem Kino schenkt, was so selten ist: das glückliche Glitzern in den Augen, die atemberaubende Schönheit purer Magie.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...