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Crazy (2000)

Verfilmung des Bestsellers von Benjamin Lebert

Nach seinem wunderbaren Film "23" durfte man schon gespannt sein, an welchem Stoff sich Regisseur Schmid als nächstes versucht. Daß er nun mit der Verfilmung des autobiographischen Bestsellers von Benjamin Lebert auf den seit einiger Zeit so erfolgreichen "Teeniefrust-Verliebtsein-Erstes Mal-Erwachsenwerden-Zug" aufspringt, mag die einen freuen und die anderen besonders mißtrauisch machen. Zumal sich die Grundkonstellationen - wen wundert’s - doch einigermaßen gleich bleiben. Aber CRAZY hat den allzu Gag-gierig zusammengewitzelten Jugenddramen á la HARTE JUNGS Gewichtiges entgegenzusetzen: eine glaubwürdige Geschichte.

Benjamin ist 16, halbseitig gelähmt, eine Null in Mathe und hat noch nie mit einem Mädchen geschlafen. All diese Probleme bringt er mit in das idyllisch gelegene Internat, in dem er nun endlich die achte Klasse schaffen soll. Sein Zimmergenosse Janosch macht allerdings so gar keine Anstalten, den behinderten Neuling wie ein rohes Ei zu behandeln. Nach der obligatorischen Begrüßungs-Rauferei freunden sich die beiden jedoch an und Benjamin ist in die Clique aufgenommen. Die Jungs stürzen sich ins turbulente Teenie-Leben - ein paar heimliche Bierchen, Mutproben und Männergespräche. Zittrig-aufregender Höhepunkt: Der Besuch in einem Striptease-Lokal. Und dann ist da auch noch die schöne Malen ...

Bis auf wenige Ausnahmen ist die Sprache unter den Halbwüchsigen gut getroffen und das, ohne auf Tiefe zu verzichten. Überhaupt traut Schmid seinen jungen Darstellern mehr zu, als einfach nur jung sein zu müssen. Er verkneift sich konsequent, eine einspurige Lovestory zu erzählen und konzentriert sich auf die Freundschaft zwischen den Hauptfiguren, die durch die Liebe zum selben Mädchen auf eine harte Probe gestellt wird. Beim Finale verläßt Schmid allerdings sein Sinn für lebensnahe Töne. Das ge-fühlige Abschiedsständchen für Benjamin wirkt eher peinlich als rührend.

Schließlich kann man doch auch eine ganze Menge Neues entdecken. Oder wissen Sie, was Kekswichsen ist?

D 2000, 95 min
Verleih: Constantin

Genre: Teenie, Erwachsenwerden, Literaturverfilmung

Darsteller: Robert Stadlober, Tom Schilling, Oona Devi Liebich

Regie: Hans-Christian Schmid

Kinostart: 08.06.00

[ Sylvia Görke ]