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Das Festmahl im August

Vom Besuch der alten Damen

Gianni, ein alleinstehender Römer jenseits der Midlife-Crisis, kümmert sich um seine greise Mutter, und er tut es gern. Denn nicht nur ist sein Verhältnis zu der charmanten alten Dame exzellent und sie trotz gewisser Marotten absolut pflegeleicht, Gianni kann Mama auch wunderbar als Ausrede für ein Leben im Müßiggang benutzen. Wie soll er arbeiten und Geld verdienen, wenn seine Mutter ihn stetig braucht, fragt Gianni den Hausverwalter Luigi, als der wegen ausbleibender Mietzahlungen auf der Matte steht. Luigi ist bereit, noch einmal ein Auge zuzudrücken, allerdings nur, wenn Gianni für ein paar Tage auf seine Mutter Marina aufzupassen bereit ist.

Es ist Ferragosto, Mariae Himmelfahrt, was für viele Italiener die Sommerferien einläutet. Nach einigem Herumdrucksen willigt Gianni ein, nicht ahnend, daß Luigi auch noch seine Tante Maria mit anschleppt. Als Giannis Hausarzt wegen eines Notfalls auch noch seine Frau Mama bei ihm ablädt, hat er am besagten Feiertag mit einem Male vier Egos alter Damen zu jonglieren. Gianni schließlich findet Mittel, den Eigenheiten der Greisinnen entgegenzuwirken und für Harmonie zu sorgen – er stellt vor den Gästen einfach seine beiden großen Talente unter Beweis: Kochen und das Selektieren guter Weine. Auf diese Weise wird das verpatzt geglaubte Ferragosto für Gianni trotz des hohen Altersdurchschnitts seiner Gesellschaft zu einem ungeahnt lebhaften Ereignis.

De Gregorios autobiographisch inspirierte Komödie war beim letztjährigen Filmfestival von Venedig schon der Publikumsliebling und hat alle Eigenschaften, dies auch über Italien hinaus zu werden: skurrile, liebenswerte Charaktere, gewitzte Dialoge und die allseits gern akzeptierte Aussage, daß Genuß – quer durch alle Altersklassen – die wichtigste Lebenswürze ist. Bei allem Charme und leichtverdaulicher Zubereitung liegt dem Spaß ein ernstes Thema zu Grunde.

Über Giannis beschwingtem Rentnerhort schweben brennende Fragen: Wohin am besten mit unseren pflegebedürftigen Alten? Wieviel Würde gesteht man den oft nur als Ballast empfundenen Oldtimern eigentlich noch zu? Und hätten wir nicht alle gern, wenn wir alt und knittrig sind, einen Lebensgeisterbeschwörer wie Gianni? Wichtige Fragen, wunderbar verpackt in ein Feel-Good-Movie mit melancholischem Nachklang.

Originaltitel: PRANZO DI FERRAGOSTO

I 2008, 75 min
FSK 0
Verleih: Pandora

Genre: Komödie, Drama

Darsteller: Gianni Di Gregorio, Valeria De Franciscis, Marina Cacciotti, Maria Cali, Grazia Cesarini Sforza

Stab:
Regie: Gianni de Gregorio
Drehbuch: Gianni de Gregorio

Kinostart: 30.04.09

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...