D 2019, 86 min
Verleih: Grandfilm

Genre: Drama

Darsteller: Maj-Britt Klenke, Sebastian Rudolph, Thomas Schubert, Katrin Röver, Hussein Eliraqui

Regie: Ulrich Köhler, Henner Winckler

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Das freiwillige Jahr

Von Vater-Tochter-Dynamik

Jette möchte nach dem Abitur ins Ausland gehen. Oder soll? Ihr freiwilliges Jahr in einem Krankenhaus in Costa Rica scheint nicht ganz frei gewählt. Ihr Vater, Urs, bringt sie zum Flughafen und fällt gleich in seiner dominanten Selbstgefälligkeit auf. Die Autofahrt endet, da Urs Halt an der Wohnung seines Bruders macht, um dort Jettes Kamera zu holen, obwohl sie es gar nicht will. Urs bricht in die Wohnung des Bruders ein, weil dieser nicht öffnet, während Jettes Freund Mario mit dem Motorrad auftaucht.

Eine kleine, recht simple Story entspinnt sich, die in einem Satz erklärt werden könnte: Jette kommt nie in Costa Rica an, sondern brennt mit Mario und dem Familienbus durch. Der weitere Filmverlauf ist schlicht gehalten: An wenigen Spielorten und in überschaubaren Personenkonstellationen folgen wir mal Urs, dann sind wir wieder auf Jettes Seite. Die Geschichte spielt innerhalb weniger Tage, die Dichtheit der Ereignisse bringt jedoch keine unmittelbaren, greifbaren Emotionen mit sich, die sie stützen könnten. Wir kommen weder den Ursprüngen der Dominanz von Urs nahe, noch kann Jettes Unsicherheit über ihre Zukunftspläne als interessantes Phänomen betrachtet werden, das auf die Generation Maybe verweisen könnte, sondern verharrt als kindlich-unvernünftige Trotzreaktion und Teenie-Verliebtheit.

Eine berührende Tiefe bleibt zu vage, und die beiden Protagonisten zeigen sich als sperrige Charaktere, denen wir angestrengt und manchmal peinlich berührt folgen müssen. Wir blicken nüchtern auf nüchterne Bilder und unbeweglich naturalistisches Schauspiel, entsprechend einer wenig ambitionierten Fernsehästhetik. Soll das DAS FREIWILLIGE JAHR die Atmosphäre einer langen Autofahrt durch flache, deutsche Landschaften vermitteln, eine Fahrt, in der man feststeckt und die wenig Wandlung bietet, dann hat dies der Film geschafft.

Obwohl das Drama um die verschwundenen Kinder wächst und in einem Machtkampf zwischen Tochter und Vater endet, bleibt eine Distanziertheit zu den Ereignissen, und der Film müht sich in seiner Zurückhaltung, auf etwas Größeres zu verweisen. „Viel Ärger um nichts“, sagt Mario, als Jette nach dem gemeinsamen Durchbrennen und reuevollen Zurückkehren ins Heimische angibt, nun doch nach Costa Rica fliegen zu wollen. Ein markiger Satz!

[ Katharina Wittmann ]