Originaltitel: YOU’RE NOT YOU

USA 2014, 93 min
FSK 6
Verleih: Koch Media

Genre: Drama

Darsteller: Hilary Swank, Emmy Rossum, Josh Duhamel, Loretta Devine, Marcia Gay Harden

Regie: George C. Wolfe

Kinostart: 16.04.15

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Das Glück an meiner Seite

Kalkül ersetzt Gefühl

Es ist gar nicht so lange her, da schütteten sich vornehmlich im Internet Stars Eiswasser über den Kopf. Ein Medienphänomen, bekannt als Ice Bucket Challenge, das – wortwörtlich – Millionen in die Spendenkassen spülte, aber schnell wieder abebbte. Erinnern Sie sich noch, worauf da eigentlich aufmerksam gemacht werden sollte? Richtig, ALS. Mit etwas Verspätung kommt nun der Film zur Krankheit, was sicherlich herzlos und zynisch klingen muß, aber der Inszenierung geschuldet ist.

Wir treffen die extra mondäne Pianistin Kate in ihrem extra noblen Heim, wo sie für ihre extra aufgerüschten Freundinnen eine extra schicke Party schmeißt. Ein Glas rutscht ihr aus der Hand. Schnitt. Zeitsprung. Bei Kate wurde ALS diagnostiziert, doch sie bleibt extra stark, wirft die Pflegerin raus, weil diese sie als Patientin behandelte, und stellt Bec ein, die extra flippige, großmäulige, unerfahrene Studentin.

Eigentlich hat man da schon nach wenigen Minuten der Extras genug, doch die Handlung kalkuliert kühl immer weiter einen standardisierten Betroffenheits-Hoffnungs-Mix gemäß des Hollywood-Regelwerks zusammen. Natürlich lernt Kate erstmals wahre Freundschaft kennen, zu einer anderen Frau, welche sie früher vermutlich keines mitleidigen Blickes gewürdigt hätte, während jetzt beide Parteien wahnsinnig viel voneinander lernen können. Klar poppen von irgendwo noch zwischen Überforderung, Sorge sowie Egoismus schwankende und deswegen kritisch zu beäugende Mütter auf, was Kate natürlich trotzdem nie daran hindert, tapfer dauerlächelnd jedwede Unbill zu ertragen. Zudem gleiten blitzblank geputzte Werte gen ärgerliche moralische Schwarz-Weiß-Fingermalerei: Der Mann unserer Kranken steht zwar stets an deren Seite, strauchelt dann allerdings zwischendrin mal und sucht Halt in einer Affäre – was ihn postwendend zum Schwein, Verräter und Schwächling degradiert. Diese Medaille kennt keine zwei Seiten.

Während ein verkitschter deutscher Titel also rosarote Seifenblasen pusten möchte, drückt das anhängende Werk übergewichtig auf die Tränendrüsen. Aber auch wenn ein Regiment verdienter weiblicher Hollywood-Haudegen – darunter Doppel-OSCAR-Preisträgerin Hilary Swank, Loretta Devine, Marcia Gay Harden oder TITANIC-Schnepfe Frances Fisher – engagiert und oft emotionsstark gegen die Formelhaftigkeit des Skripts anspielt: Unsere Augen bleiben trocken.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...