Originaltitel: CHEZ NOUS

F/Belgien 2017, 117 min
FSK 12
Verleih: Alamode

Genre: Drama, Polit

Darsteller: Émilie Dequenne, André Dussolier, Catherine Jacob, Guillaume Gouix

Regie: Lucas Belvaux

Kinostart: 24.08.17

2 Bewertungen

Das ist unser Land!

Rechts überholt

Hochgradig spannend, erstklassig besetzt, fokussiert auf gesellschaftliche und politische Zustände im Spannungsfeld zwischen Paris und dem unterrepräsentierten Norden Frankreichs – all das ist DAS IST UNSER LAND! leider nicht. Dafür „Baron Noir“, eine bislang 8teilige Fernsehserie von Canal+. In Deutschland wurde sie privat versendet und ist jüngst gottlob auf DVD erschienen. Geht es also um den tagesaktuellen Streit, ob virale Serien unser geliebtes Kino killen? Nein! Lucas Belvaux’ Leinwanddrama greift nur ebenfalls in die eingangs skizzierte Plotkiste hinein, vergreift sich aber, ja, überlädt sie mit besten Vorsätzen und allzu simplen Antworten auf komplexe Fragen. Wer sich an den zu Recht untergegangenen Franzosen DER HIMMEL WIRD WARTEN von 2016 erinnert, es ging um islamistische Radikalisierung von Mädchen, wird wissen, was gemeint ist.

Krankenschwester Pauline war bislang eher links unterwegs. Es lag am Vater, und als Single mit zwei Kindern ist sie sowieso zu ausgelastet, um auf die Avancen von Dr. Berthier hereinzufallen. Der Ex-Europaabgeordnete und Arzt der Familie überredet Pauline trotzdem mit drängendem Charme, als Bürgermeisterin der Kleinstadt Hénart anzutreten. Für wen? Für den Patriotischen Block der Populisten, deren Chefin Agnès Dorgelle landesweit mit beachtlichem Erfolg die Bauernfängerin gibt. Eine Rede der Dorgelle hinterläßt Pauline reichlich angefixt. Schon bald findet sie sich selbst mit gefärbtem Haupthaar im Kreisel des lokalen Politbetriebs wieder. Sie dient nur als Marionette. Keine Überraschung!

Hier wie überhaupt macht es sich DAS IST UNSER LAND! einfach zu leicht. Alles ohnehin schwer Konstruierte wird immer wieder erklärt und gewendet. Anstatt tief in hochbrisante Prozesse des Anwerbens rechtsorientierter Parteien einzutauchen und Raum zu lassen für eigene Gedanken, verzettelt sich Regisseur Belvaux in Offensichtlichkeiten. Daß Marine Le Pen und der Front National Pate standen, ist dabei die geringste.

Noch im letzten Radio- oder Fernsehton geht es um Überfremdung, beim Grillen mit Freunden wird rassistisch debattiert, Kinder sehen begeistert islamistische Clips, sogar als Pauline endlich wieder einen Mann im Bett liegen hat, wird schnell gefragt, was er denn wohl wählt. Und dieser Stanko kann natürlich kein Typ sein, der es nur ehrlich meint.

[ Andreas Körner ]