Originaltitel: DEEPWATER HORIZON

USA 2016, 107 min
FSK 12
Verleih: StudioCanal

Genre: Action, Drama

Darsteller: Mark Wahlberg, Kurt Russell, Dylan O’Brien, Kate Hudson, John Malkovich

Regie: Peter Berg

Kinostart: 24.11.16

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Deepwater Horizon

Krieg der Elemente

Irgendwie ist ja seit jeher das Tolle am Hollywood-Katastrophenfilm, daß er der menschlichen Hybris mit typischer Hollywood-Hybris die Fetzen um die Ohren fliegen läßt. Daß er flammende Infernos als Höllen- oder wenigstens Fegefeuer für den menschlichen Größenwahn inszeniert und diese Feuer gern mit der Hybris hochwertiger Produktionsstandards entfacht. Auf daß das Publikum komme und sehe. Und das Geld sprudle wie das Öl aus einer frisch angebohrten Ader.

Denn darum geht es doch letztlich immer. Ums Geld, um Profit. Um diesen ewig menschlichen Wesenszug – schlichte schmierige Gier. Die war auch damals am Werk, im Jahr 2010, als es auf der – um die korrekten Termini zu verwenden – Halbtaucherbohrinsel, auf der Explorationsplattform „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko zu jener Katastrophe kam, die jetzt Regisseur Peter Berg „basierend auf wahren Ereignissen“ in Szene setzte. Als knarziges Heldenepos und rasante Zerstörungsorgie, als Blockbusterkino, in dem dann tatsächlich echt die Fetzen fliegen.

Und das schon, bevor es zum großen Blowout kommt. Also das Gas und Öl mit enormem Überdruck an die Oberfläche schießen und unkontrollierbare, verheerende Explosionen verursachen. Bis es in DEEPWATER HORIZON so weit ist, dauert es gut 55 Minuten, aber die exerzieren stabsplanmäßig die Spannungssteigerung. Oder um im Bild zu bleiben: erhöhen mit so fieser wie bewährter Methodik den Druck. Da ist nämlich auf der einen Seite das Team um die beiden Chef-Techniker Mike und Jimmy (ganz bodenständige Heroen: Mark Wahlberg und Kurt Russell) und auf der anderen Seite der BP-Konzernvertreter Donald (ganz abgehobener Schnösel: John Malkovich). Der will unbedingt und zwar sofort, was die anderen für zu riskant halten: die Steigerung der Förderleistung auf einen neuen Rekord. Daß die Gier sich wieder mal über alle Bedenken hinwegsetzt, wird katastrophale Folgen haben.

Und die setzen dann bald die Leinwand in Flammen. Feuer, Wasser, Gas – ein Krieg der Elemente gegen den Menschen. Daß da allem Untergang trotzend bis zum Schluß stoisch die US-Flagge weht und Zwischenschnitte an die Heimatfront zeigen, wie auch Mikes Ehefrau ihren Mann steht, mag man zwar wie gehabt ein wenig ölig finden, kann man aber mal hinnehmen.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.