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Der Mann aus dem Eis

Archaische Reise in die Zeit Ötzis

Vor mehr als 5300 Jahren lebte ein Steinzeitmensch, den wir heute als Ötzi kennen. 1991 kam seine konservierte Leiche am Tisenjoch in den Ötztaler Alpen zum Vorschein und wurde von zwei Wanderern entdeckt. Was in den Tagen, bevor er starb, mit ihm geschah, will Regisseur Felix Randau mit DER MANN AUS DEM EIS als fiktives Reenactment nacherzählen. Die spektakulären Naturaufnahmen zeugen von einer aufwendigen Produktion, die Handlung hingegen ist simpel und umso roher. Der Spielfilm erzählt geradlinig vom Rachefeldzug des Steinzeitmenschen Kelab, der sich auf den Weg macht, seine Familie und seinen Clan zu rächen, die bei einem Überfall ermordet wurden.

Mit großen Gesten wird das damalige Leben inszeniert, in einer rauhen Natur, die mit ihren Gewalten für Kelab zum ständigen Begleiter und im Film zum Nebendarsteller wird. Der Vergleich zu Alejandro González Iñárritus THE REVENANT scheint schnell zur Hand, jedoch greift er zu kurz. Die Fiktionalisierung geht von einem konkreten Fund aus, beruft sich auf einen dokumentarischen Stoff, der noch immer von Wissenschaftlern bearbeitet wird, was eine filmische Bearbeitung so besonders macht. Sie hält aber auch ihre Tücken parat. Während die eigens für den Film kreierte Sprachform, angelehnt an das Rätische, zur gelungenen Verrätselungsstrategie wird und spannende Filmmomente kreiert, läßt sich bei der Kostümierung der Menschen und ihrer Dörfer die störende Frage nach dem Wahrheitsgehalt schwer abschütteln. Es braucht Zeit, sich im Verlauf der Handlung nicht von den gebauten Settings ablenken zu lassen.

DER MANN AUS DEM EIS überzeugt im Arrangieren von gewaltigen Bildern in Cinemascope, schafft jedoch eine Aufgeladenheit, die nirgendwo hinführt. Vielleicht hätte es dem Film gutgetan, von der Aufgeregtheit wegzurücken und mögliche Umstände nicht als gegeben zu behandeln. Das mystische Moment im Film, verkörpert durch die geheimnisvolle, gestohlene Schatulle, der heilige Schrein, der als eine Art MacGuffin fungiert, und den Kelab zurückerobern will, hätte die Reise noch mehr ins Surreale abgleiten lassen können, um nicht an der Echtheitsfalle hängenzubleiben.

So bleibt das Ableben Ötzis ein vorhersehbares, das Geheimnis verschlossen und das Ende ein schnelles.

D/I/Österreich 2017, 96 min
FSK 12
Verleih: Port au Prince

Genre: Drama, Historie

Darsteller: Jürgen Vogel, Susanne Wuest, André Hennicke, Sabin Tambrea

Regie: Felix Randau

Kinostart: 30.11.17

[ Katharina Wittmann ]