Originaltitel: THE PHOENICIAN SCHEME
USA 2025, 102 min
FSK 12
Verleih: Universal
Genre: Komödie, Schräg
Darsteller: Benicio del Toro, Mia Threapleton, Michael Cera, Scarlett Johansson, Tom Hanks, Benedict Cumberbatch, Bill Murray, Willem Dafoe, Charlotte Gainsbourg
Regie: Wes Anderson
Kinostart: 29.05.25
Man gewöhnt sich ja vorgeblich an alles – wie der Einstieg in Wes Andersons aktuelles Abenteuerreich dynamisch illustriert, gilt das auch für Flugzeugabstürze. Einfach etwaig raushängende Organe zurückstopfen, fertig. Dies jedenfalls tut Geschäftsmann Zsa-Zsa Korda, stinkreich und entsprechend unbeliebt, beim x-ten Attentat und holt, spontan irgendwie zum Nachdenken gebracht, Tochter Liesl als künftige Alleinerbin ins Boot. Jene, eine Nonne, lehnt jedoch ab, kennt den Vater bloß vom Hörensagen, hält ihn zudem für den Mörder ihrer Mutter. Dennoch reist die passionierte Pfeifenraucherin bald an Papas Seite quer durch Phönizien, zwecks Vertragsverhandlungen. Unterstützend dabei der insektenkundige Hauslehrer Bjorn, brisantes Geheimnis inklusive.
Das verpackt Anderson in zur Kapiteleinteilung dienende Schuhkartons, inszeniert’s fern erstaunlicher Experimente, bleibt sich seiner Linie treu. Man könnte, eine böse Zunge vorausgesetzt, gar über Stillstand schreiben. Obwohl das nicht richtig zuträfe, letztlich zeigt die Daumenrichtung, vergleicht man direkt mit dem eher schläfrigen Letztwerk ASTEROID CITY, nach oben. Umgekehrt geht’s indes zu, legt man beispielsweise DIE ROYAL TENENBAUMS oder MOONRISE KINGDOM an. Weil damals noch Emotionen die Starparade säumten, echte Charaktere zum Leinwandleben erweckt wurden, heutzutage bevölkern stattdessen coole Schablonen das Geschehen. Gleichwohl buhlt die Prominenz wieder selbst um Mini-Auftritte, wobei Willem Dafoe, Bill Murray und Charlotte Gainsbourg quasi nur Komparsenpositionen besetzen, während sich Scarlett Johansson, Benedict Cumberbatch oder Tom Hanks ungeachtet wortwörtlich größeren Spielraums ebenfalls kaum mimische Möglichkeiten bieten. Mia „Liesl“ Threapleton, nach bislang nirgends dringlichem Auffallen hier frisch eingetroffen, reiht sich da gut ein, geht mit versteinertem Gesicht in Dialogduellpingpong. Herausragend an gewollt limitierter Stand-up-Comedy-Anmutung vorbei agiert neben Benicio del Toros starkem Zsa-Zsa schließlich Hollywoods vermutlich bester Komödiant Michael Cera als Bjorn, gerät zum Herzstück der ganzen Geschichte.
Derweil meint man zu oft Anderson beim puren Gagreinquetschen zuzusehen, schenkelklopfend, mit abgespreiztem kleinen Finger. So manieriert das im spürbaren „Ich finde mich total witzig!“ häufig tönt, so amüsant zumindest streckenweise das Ergebnis; unter anderem setzt ein hinreißend dämliches Basketballmatch Glanzpunkte. Parallel bekommen die sowieso grandios getupften, komponierten, stilisierten Bilder nunmehr den wirklich finalen, jede winzige Kante abnehmenden Schliff, indem sie nicht Stammkameramann Robert D. Yeoman, sondern Bruno Delbonnel zaubert. Der hat DIE FABELHAFTE WELT DER AMÉLIE erschaffen. Fragen offen? Eine möglicherweise: Hatte er die Idee, ständig relativ zweckfrei, aber stylish den Bildausschnitt zu verschieben?
Andersons Kreativschmiede klöppelt dergestalt insgesamt nette Abendunterhaltung zusammen, ohne Erinnerungshaken und schon abgescheuert zwar, ziemlich liebgewonnen trotzdem. Oder gerade deshalb?
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...
Kinobar Prager Frühling: OmU 18:00
Passage Kinos: 15:45, 20:45 (OmU)
Regina Palast: 17:15, 19:45
Schauburg: OmU 20:15
Kinobar Prager Frühling: OmU 20:00
Passage Kinos: 15:45, 20:45 (OmU)
Regina Palast: 17:15, 19:45
Schauburg: 20:15
Kinobar Prager Frühling: OmU 19:45
Passage Kinos: 15:45, 20:45 (OmU)
Regina Palast: 17:15, 19:45
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