Originaltitel: THE SOLOIST

USA 2008, 117 min
FSK 12
Verleih: Universal

Genre: Drama

Darsteller: Jamie Foxx, Robert Downey Jr., Catherine Keener, Lisa Gay Hamilton

Regie: Joe Wright

Kinostart: 10.12.09

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Der Solist

Eine ungewöhnliche Männerfreundschaft

Der Begriff Devianz umschreibt das, was man landläufig als „abweichendes Verhalten“ einstufen würde. Deviant ist der, der die sozialen Normen bricht – freiwillig, oder weil ihm keine Wahl bleibt. Hollywood hat eine Schwäche für Außenseiter, denn die Traumfabrik liebt die bekehrende Geste. Seelenfrieden komplett in 90 Minuten.

Wir alle wissen, daß es so nicht läuft. Nathaniel Anthony Ayers weiß es auch. Ayers ist Musiker, hat in den 60ern an der berühmten Juilliard-School studiert. Dreißig Jahre später lebt er in L.A. auf der Straße und spielt auf einer Geige mit nur zwei Saiten. Dazwischen liegen der Ausbruch seiner Schizophrenie, eine Elektroschockbehandlung und die Flucht auf die Straße, in die Devianz. Nathaniel Anthony Ayers gibt es wirklich.

DER SOLIST erzählt seine Geschichte. Im Film wird Ayers durch Jamie Foxx verkörpert, der hier erneut beweist, daß er gegenwärtig zu den besten männlichen Schauspielern Hollywoods gehört. Ihm zur Seite agiert ein angenehm unrasierter Robert Downey Jr., der in die Rolle des Journalisten Steve Lopez schlüpft, der Ayers zufällig auf der Straße spielen hört und ihn nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Es ist die Diskrepanz zwischen der betörenden Musik und dem harten Leben auf der Straße, die Lopez zuerst interessiert. Der gewiefte Schreiber wittert Stoff für seine Kolumne. Und tatsächlich: Die Geschichte des gefallenen Musikgenies schlägt ein wie eine Bombe. Lopez plant ein ganzes Buch über Ayers und versucht, ihn von der Straße weg zu bekommen. Aber Ayers hat seinen eigenen Kopf und will sich sein Leben nicht verbieten lassen. Und hier wird es spannend, denn da dieser Spielfilm auf einer wahren Geschichte beruht, darf der Regisseur Joe Wright (ABBITTE) sich vom Hollywoodschema entfernen und diese beginnende schwierige Freundschaft zwischen zwei erwachsenen Männern so zeigen, wie sie (gewesen) ist. Voller Angst, Egoismus und keineswegs frei von Eitelkeiten. Auf beiden Seiten.

Am Ende bleibt offen, wer von den beiden eigentlich der titelgebende Solist ist: der zynische, manchmal ziemlich einsame Journalist oder der Obdachlose, der nichts will, als sich in seiner Musik verlieren. Bedürftig sind beide, und das Schöne an diesem Film ist, daß ihre unterschiedlichen Lebenswege nicht einfach gegeneinander ausgespielt werden.

[ Luc-Carolin Ziemann ] Carolin hat ein großes Faible für Dokumentarfilme, liebt aber auch gut gespielte, untergründige Independents und ins Surreale tendierende Geschichten, Kurzfilme und intensive Kammerspiele. Schwer haben es historische Kostümschinken, Actionfilme, Thriller und Liebeskomödien ... aber einen Versuch ist ihr (fast) jeder Film wert.