Originaltitel: THE QUIET AMERICAN

USA 2002, 100 min
Verleih: Universum

Genre: Literaturverfilmung, Thriller, Liebe

Darsteller: Michael Caine, Brendan Fraser, Do Thi Hai Yen

Regie: Philip Noyce

Kinostart: 22.05.03

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Der stille Amerikaner

Brisanter Thriller vor der berauschenden Kulisse Vietnams

Manche Kinoereignisse kommen genau zur richtigen Zeit. 1982 fing Peter Weir mit der politisch treffenden Literaturverfilmung EIN JAHR IN DER HÖLLE nüchtern und spannend die Krisensituation in Indonesien ein, schuf ein komplexes Geflecht von internationaler Einmischung, privaten Fehden und einem asiatischen Bürgerkrieg.

Zwanzig Jahre später ist es wieder ein australischer Regisseur, der den Nerv der Weltpolitik auf Zelluloid bannt. Phillip Noyce verfilmt Graham Greenes genialen Roman DER STILLE AMERIKANER, und auch sein Timing könnte angesichts der aktuellen USA-Politik nicht besser sein. Das dramatische Dreieck zwischen dem britischen Reporter Thomas Fowler, dem amerikanischen Wissenschaftler Alden Pyle und der Vietnamesin Phuong spielt im krisengeschüttelten Vietnam von 1952. In der Absicht, das Land zu "demokratisieren" setzt die CIA das Weltmachtgehabe der USA mit allen Mitteln durch. Die Einmischung gipfelte zehn Jahre später im bestialischen Vietnamkrieg É

Es beginnt alles bei einer Tasse Tee, Thomas Fowler lernt den jungen Amerikaner Pyle kennen, der voller Tatendrang und demokratischer Ideen die Welt verändern will. Fowler hat es aufgegeben, einen Standpunkt zu allen Ereignissen zu vertreten. Er ist Reporter und berichtet nur. Doch dann lernt Pyle Fowlers Freundin Phuong kennen und verliebt sich in sie. Während Fowler im Norden des Landes Zeuge eines Massakers wird und begreift, daß die Amerikaner keinesfalls zu medizinischen Hilfszwecken im Land sind, schmiedet Pyle Hochzeitspläne mit Phuong. Als es blutige Bombenanschläge in Saigon gibt, ist Fowler nun doppelt gezwungen, Stellung zu beziehen. Kann er die kolonialistischen Machenschaften des CIA rechtzeitig aufdecken, und wird er Phuongs Liebe zurückgewinnen?

Noyces Gespür für die schwüle Atmosphäre und die Abgründe seiner Figuren ist beeindruckend. Hochspannend, sehr elegant und vor allem erschreckend klar in seiner Sicht auf die politischen Zusammenhänge, ist DER STILLE AMERIKANER schon jetzt einer der wichtigsten Filme des Jahres. Bleibt nur noch die Hoffnung, daß der brillant agierende Michael Caine auch einmal in der Originalfassung zu bestaunen sein wird, denn allein seine Stimme ist die Reise wert - irgendwo zwischen Feldherr und Schnurrkätzchen.

[ Roman Klink ]