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Die Datsche

Gallig-skurriler Trip durch eine rabenschwarze Schicksalsnacht

Vielleicht ist es die letzte Nacht, die Arnold und Elke gemeinsam auf ihrem Wochenendgrundstück in unberührter Natur verbringen. Nicht weil es Spätherbst ist und schon sehr kühl, oder weil sie hier draußen ohnehin nur streiten. Nein, sie erwarten für den folgenden Morgen einen Makler und wollen das Grundstück samt ihrer Datsche verkaufen. Zumindest will Elke es so, Arnold hängt sehr an dem Kleinod. "Das bezahlt dir heute keiner!" Jede freie Minute verbrachte er mit der Erbauung und Instandhaltung. Genau das hält Elke ihm auch vor, und prompt beginnt der Zoff von vorn.

Nachts wird das streitfreudige Ehepaar von den Kriminellen Asche und Big aus dem Schlaf gerissen, gefesselt und ausgeraubt. Elkes Ehering und Arnolds Auto verschwinden als Beute mit dem Duo. Gerade als man sich aus den Fesseln befreien kann, kommt das Einbrecherduo ein zweites Mal. Ihr Coup ist unglücklich verlaufen. Asche ist schwer verletzt, der Fluchtwagen liegt in irgendeinem Graben und der schießwütige Big ist mit der Situation mehr als überfordert. Es kommt zu einem bizarren Arrangement zwischen Opfern und Tätern. Doch das letzte Wort im Psychoduell ist noch nicht gesprochen. Besucher stehen ins Haus, erwartete und überraschende, und nicht jeder wird die Nacht überstehen.

Nach einem rasanten Einstieg gibt Regisseur Carsten Fiebeler den Figuren Raum und Zeit, lang angestaute Energien freizulassen. Die Datsche - Arnolds Traum und Elkes Alptraum - ist da nur vordergründig der Zankapfel. Viel mehr geht es um Vertrauen, verlorene Ideale und einen trügerischen Aufbruch ins Nachwendezeitalter. Wenn die streitsüchtige Routine durch die zwei finsteren Gestalten gestört wird, ist die pure Existenz bedroht. Die Konflikte hätten durchaus noch mehr Kontur vertragen, das Tempo schwankt zwischen bedächtigen Momenten und hochspannenden Szenen. Doch alle Unschärfen werden wettgemacht durch die aufregende Chemie zwischen der beeindruckenden Catherine Flemming als Elke und dem charismatischen Uwe Kockisch als Asche. Da knistert die Leinwand, verschwören sich Blicke.

Wenn sich Elke letztendlich auf fatale Art aus ihrem festgefahrenen Alltag befreit, dann möchte man rufen "Mehr!". Mehr Filme dieser bitter-melancholischen Art, vor allem aber mehr Catherine Flemming.

D 2002, 90 min
Verleih: Equinox

Genre: Komödie, Thriller

Darsteller: Catherine Flemming, Uwe Kockisch, Michael Kind

Regie: Carsten Fiebeler

Kinostart: 23.01.03

[ Roman Klink ]