Originaltitel: LITTLE BLACK BOOK

USA 2004, 97 min
Verleih: Columbia

Genre: Komödie

Darsteller: Brittany Murphy, Holly Hunter, Kathy Bates, Ron Livingston

Regie: Nick Hurran

Kinostart: 28.10.04

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Die Ex-Freundinnen meines Freundes

Wenn Zicken zoffen

An Abenden, die dem reinen Vergnügen dienen sollen, ist so was der schlimmste Alptraum – man lümmelt im Kino, das Licht geht aus, und auf der Leinwand steht plötzlich: "Die Hölle ist leer, schrie er, und alle Teufel sind hier." Uiuiuiuiui! "Der Sturm"! Shakespeare! Ist man etwa im falschen Film gelandet? Keine Angst, alles nur Mache, denn da sitzt schon eine junge Frau im Auto, um den Verflossenen Rotz und Wasser heulend. Mittels sehr beliebter Rückblende dürfen wir dann auch gleich ihr Leid teilen.

Unsere Stacy benannte Maid hatte schon immer einen Traum: Sie wollte Fernsehjournalistin sein. Der Job als Producerin bei einer abgehalfterten Talkshow-Tussi mit Themen wie "Meine Großmutter ist eine Nutte" erfüllt zwar nicht exakt den Wunsch, aber zumindest privat läuft’s gut. Bis zum verhängnisvollen Moment, in dem Stacy bemerkt, daß Freund Derek noch über die Telefonnummern seiner Ex-Beziehungen verfügt. Und da es sich bei dem Mann um einen ebenso intelligenten wie schnuckeligen welchen handelt, sind besagte Exen nicht nur von vollendetem Liebreiz, sondern auch beruflich schwere Kaliber, was Stacy, ego-technisch sowieso leicht angegriffen, arg verstört. Weswegen sie sich, journalistisch getarnt, den vermeintlichen Konkurrentinnen annähert, um ihnen bei Bedarf auf die gierigen Finger zu klopfen. Katastrophe voraus!

Das funktioniert als etwas poltrige Medien-Satire ganz gut, will aber primär eine romantische Komödie sein. Nur leider beschränkt sich der Witz auf abgenudelte Standard-Gags: Wie lädt man ein Model zum Date ein? "Komm, laß uns was essen gehen und danach kotzen!" Und wo die Romantik stecken soll, wenn eine Furie ihrem Schatz von rasender Eifersucht gepeinigt ständig das Leben zur Hölle macht, bedarf ebenfalls der Klärung. Da fällt es nicht mehr ins Gewicht, daß Stacy auf dem schmalen Grat zum Vollwahn balancierend schlimmere Grimassen schneidet als Jim Carrey in seinen Frühwerken, und der Film allgemein keinen wirklich sympathischen Charakter vorweisen kann. Einzig positiv vermerkt werden darf, daß Holly Hunter nie besser aussah.

Anders formuliert: Wenn es schon Shakespeare sein mußte, wäre ein Zitat aus "Viel Lärm um Nichts" die ehrlichere Wahl gewesen.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...