Originaltitel: LA VENUE DE L’AVENIR
F 2025, 126 min
Verleih: StudioCanal
Genre: Tragikomödie, Poesie
Darsteller: Suzanne Lindon, Zinedine Soulalem, Cécile de France
Regie: Cédric Klapisch
Kinostart: 14.08.25
Mit seinem Willen zur gehaltvollen Zerstreuung ist der Franzose Cédric Klapisch sehr weit vorn im europäischen Film. Nachhaltiges Klappern gehört für ihn zum Handwerk, und es verwundert nicht, daß sich auch sein neuestes Werk einfach mal so wegsieht. Wohin? In die Tiefe jedenfalls nicht. Nun, es war auch nicht der Plan.
DIE FARBEN DER ZEIT ist ein legeres Spiel mit dieser Zeit. Recht originell gleitet die Handlung vom Jetzt ins Früher über eine Distanz von über 100 Jahren. Zentrum der Begierde ist ein verfallenes Landhaus in der Normandie, das seit acht Jahrzehnten Dornröschen spielt, also schläft. Die Erbengemeinschaft schickt eine vierköpfige Delegation gen Norden, um zu prüfen, was zu holen wäre: Seb, den müden Highend-Fotographen, Céline, die taffe Innovations-Mademoiselle, Abdel, kurz vor dem Zielstrich als Lehrer, und, für die Erdung, Bienenzüchter Guy. Sie haben sich noch nie gesehen, enge Verwandte sehen anders aus.
Beim ersten Date im hoch dekorierten Erinnerungshaus erscheint dann schon mit Adéle jene junge Frau, die Ende des 19. Jahrhunderts hier lebt, sich bald aber mit Kutsche und Boot auf den Weg macht, um ihre Mutter zu suchen, die sie nicht kennt. Fortan geht es munter hin und zurück im Zeitenfluß, illustriert von feinsten Bildern vorrangig freilich von Paris, mon amour. Vom Bordell in die Kneipen, von Fashion zur Musik, von der Kunst zu Künstlern, und sie heißen sogar Monet, Renoir, Hugo. Denn Adéle sucht ja nicht nur Maman, auch den Vater.
Kino, wer wüßte es nicht, ist ja immer auch Spielerei, Klapisch bleibt alles andere als ein Spielverderber. Und: DIE FARBEN DER ZEIT ist astreines Sommerkino!
[ Andreas Körner ]