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Die guten und die besseren Tage

Sucht und Würde

Ich wiederhole mich da gern: Die Franzosen können es einfach – das Leichte im Schweren, das Verknüpfen von Beklemmendem und Beglückendem, Tragik und Komik, Absturz und Neuanfang. Das gilt auch für diese Geschichte, die vor allem Suzannes Geschichte ist. Suzanne säuft, ihr entgleitet das Leben, die Alleinerziehung der Kinder gleich mit, ein Unfall bringt den Behördenstein ins Rollen und, wenn alles gutgeht, Suzannes Leben in kleinen Schritten wieder in die Bahn! „Femmes espoir“ – anders kann die Entzugsklinik für Frauen gar nicht heißen, Suzanne sieht bald, daß sie nicht allein ist. Diane, Alice, Chantal und Sandrine haben das gleiche Problem, zu dem gehört, daß man die Sauferei als solches erkennt.

Elsa Bennetts und Hypolyte Dards Film versteht sich in der Tradition starker Tragikomödien wie DIE KÜCHENBRIGADE und DER GLANZ DER UNSICHTBAREN, es geht ums Verlorengehen, um Entmündigung und Kontrollverlust. Bennett und Dard erzählen ungeschönt von Rückfällen und Zusammenbrüchen, von Scham und zweiten Chancen. Oder dritten, vierten ... Sie haben aber auch tolle Typen erfunden, denen man aufs Wort glaubt, daß es beim Alkohol-Exzeß garantiert nicht um den Geschmack geht, daß es oft verweigerte Liebe ist, die einen straucheln läßt, und denen ins Gesicht geschrieben steht, wie peinvoll für sie jeder Würdeverlust ist.

Suzanne wird von Valérie Bonneton gespielt, es rührt ungemein an, wie sie sich gegen die Sucht stemmt und aus einem kaputten Menschen in kleinen Schritten wieder einen mit Plänen, Hoffnung und unerwarteten Gefühlen werden läßt.

[ Michael Eckhardti ]

Die guten und die besseren Tage ab heute im Kino in Leipzig