Originaltitel: THE DUCHESS

USA 2008, 110 min
FSK 12
Verleih: Kinowelt

Genre: Historie, Drama

Darsteller: Keira Knightley, Ralph Fiennes, Charlotte Rampling, Dominic Cooper, Hayley Atwell

Regie: Saul Dibb

Kinostart: 26.03.09

18 Bewertungen

Die Herzogin

Ein schwelgerisch-elegantes Frauenporträt

Heute würde man sie wohl wahlweise als Trendsetterin, Jet-Set-Tussi oder High Society-Girl bezeichnen. Und das alles war sie wohl tatsächlich, so irgendwie. Georgina Spencer, spätere Herzogin von Devonshire, Urahnin der sich inzwischen ja schon in geradezu mythischen Gefilden befindenden Lady Diana. Deren Strahlkraft ist es dann wohl auch zu verdanken, daß Georgina jetzt noch einmal aus dem Schatten der Historie ins Licht des öffentlichen Interesses tritt. Was sie wahrscheinlich sehr genießen würde.

1774: Georgina, 17 Jahre, wird mit dem zweitmächtigsten Mann des Empires, Herzog von Devonshire, verheiratet. Was für Georgina wie die Erfüllung ihrer rosaroten Mädchenträume anmutet, entpuppt sich jedoch bald als eine Beziehungshölle, in der keine Fegefeuer lodern, sondern eisige Kälte herrscht. Devonshire, ein Mann von brutalem Pragmatismus und emotionaler Erstarrung, erwartet von seiner jungen Frau vor allem eins: einen männlichen Erben. Je länger der ausbleibt, desto unerträglicher wird die Situation für Georgina. Auch ihre exzentrischen Fluchten ins High Society-Leben können daran nichts ändern.

Selbst wenn die Genrebezeichnung Kostümdrama etwas dämlich klingt: Saul Dibbs DIE HERZOGIN ist genau das. Ein Kostümdrama. Ein historisierendes Frauenporträt. Schwelgerisch, opulent, elegant und mit melodramatischer Attitüde. Ein Film, der sich lustvoll abarbeitet an Frisuren und Kleidern, an Licht und Interieurs, an den Ritualen einer vergangenen Zeit und ihren theatralischen Gesten. Saul Dibb zeigt die perfekte Form, die schöne Oberfläche. Und die gefällt ihm so sehr, daß auch die Erschütterungen darunter keine wirklichen Risse in ihr verursachen. Daß man das nicht vermißt, liegt ganz eindeutig an den zwei Hauptdarstellern.

Keira Knightley gibt als Georgina ihre bisher beste Rolle. Anrührend in ihrer Naivität, die sie zu zerbrechen droht und aus der sie zugleich Kraft schöpft. Sehr erotisch in ihrem verspielten Lebens- und Liebeshunger. Einen Hunger, den ihr Mann lange schon nicht mehr spürt. Der ihm suspekt, gar zuwider ist. Diese akkurate Gegensätzlichkeit zwischen Georgina und ihrem Mann mag da in ihrer Inszenierung fast zu konstruiert wirken. Allein, es funktioniert. Weil Ralph Fiennes als Herzog Devinshire in diesem wenig einnehmenden Charakter Nuancen freilegt, die der Figur eine Tragik verleihen, die der Georginas letztlich in nichts nachsteht. Tolles Schauspiel in gediegen schönem Rahmen.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.