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Die Legende vom Weihnachtsstern

Familienkino wie aus Es-war-einmal-Zeiten

Den Anfang macht das Blättern im Märchenbuch. Kinoleinwandgroß folgt da Seite auf Seite in Illustrationen die Geschichte von der kleinen Prinzessin Goldhaar, die durch den Schnee in den dunklen Wald stapft auf der Suche nach dem Weihnachtsstern. Doch das Mädchen verschwindet spurlos, und zurück bleibt ein Vater, der in seiner Trauer nicht nur die Welt, sondern eben auch den Weihnachtsstern verflucht. Und dabei blind in seinem Schmerz nicht die Durchtriebenheit eines ihm vermeintlich treu ergebenen Grafen erkennt, der gemeinsam mit einer Hexe an fiesen Plänen werkelt.

Man kommt ja nicht umhin: Alle Jahre wieder okkupiert Santa Claus zum gegebenen Zeitpunkt in irgendeiner Form auch die Leinwände. Und das manchmal besser, meist aber schlechter. DIE LEGENDE VOM WEIHNACHTSSTERN zählt eindeutig zum besseren Teil. Und das interessanterweise, weil der Film ohne große Ambitionen erzählt. Was negativ klingt, aber in der Umkehrung heißt, daß hier ein Märchen im durch und durch klassischen Ornat wird.

Nach dem Bilderbuch-Intro setzt die eigentliche Geschichte zehn Jahre später ein. Die 14jährige Sonja wird, seit sie sich erinnern kann, von einer garstigen Diebesbande festgehalten. Doch dann gelingt ihr eines Tages die Flucht, die sie wiederum an den Hof des immer noch trauernden Königs verschlägt. Und da Sonja das Herz am rechten Fleck trägt, und der traurige, alte Mann ihr leid tut, macht sie sich auf die Suche nach dem vermißten Prinzeßchen. Der Weg ist klar: Immer links lang, denn dort schlägt ja das Herz. Natürlich können Hexe und Graf derlei Enthusiasmus nicht gutheißen, schließlich soll ihr heimtückischer Plan am anstehenden Weihnachtsabend endlich seine Vollendung finden.

Eine Heldin, bei der einem das Herz aufgeht, knuffige Waldwichtel, ein zotteliger Meister Petz, ein wahrlich freundlicher Weihnachtsmann und Schurken zwischen doof und gefährlich. DIE LEGENDE VOM WEIHNACHTSSTERN erfindet wahrlich nichts neu, aber erzählt das Altbekannte mit Charme und einer Herzenswärme, die angenehm unaufdringlich daherkommt. Dramaturgische Schwächen mag der erwachsene Zuschauer hier und da entdecken, und wer die taffe Sonja wirklich ist, läßt sich schnell ahnen – einem kurzweiligen Filmerlebnis samt großen Rührmoment zum Finale tut das aber kaum Abbruch.

Originaltitel: REISEN TIL JULESTJERNEN

Norwegen 2012, 82 min
FSK 0
Verleih: Polyband

Genre: Kinderfilm, Märchen

Darsteller: Vilde Zeiner, Anders Baasmo Christiansen, Agnes Kittelsen

Regie: Nils Gaup

Kinostart: 14.11.13

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.