Noch keine Bewertung

Die Möbius Affäre

... offeriert viel Licht und einige Schatten

Schon der Beginn setzt dem Kino-Trend, haarklein alles erklären zu müssen, entschlossenen Widerstand entgegen, wirft das Publikum ohne Wimpernzucken hinein in vielleicht sogar anfängliche Verwirrung. Mutig, fürwahr. Wir dröseln die Konstellation mal hilfreich auf.

Da ist also Alice, Finanzexpertin und ehemalige US-Bürgerin, dort jedoch nach einem Skandal nicht mehr gern gesehen, jetzt in Monaco lebend. Parallel dazu will nun der russische Geheimdienst dem krummen Hund Rostovski ins Handwerk pfuschen, beauftragt wird Spion Lioubov, welcher seine Kollegin zwecks Rekrutierung auf Alice ansetzt. Letztere spielt zwar tatsächlich den Maulwurf, übernimmt scheinbar Bankgeschäfte für Rostovski, aber als sich Lioubov Alice auch privat annähert, gerät die Sache aus dem Ruder ...

Alles klar? Wer jetzt verschämt „nein“ murmelt, liegt richtig, denn das hiesige Puzzle hat gerade mal seine Randteile in Form gebracht, Geheimnisse ruhen überall, Lug und Betrug sind an der Tagesordnung. Hochfinanz eben. Passend dazu schwelgt die nicht nur visuell hochwertige Inszenierung in Andeutungen, blendet ständig auf Gesichter, fokussiert dort Augen – lauernd, tastend, argwöhnend, unterstützt durch Körpersprache und Mimik. Etwas mehr Tempo hätte dem Fixieren und Scannen allerdings dann doch nicht geschadet.

Es gehört deswegen eine Portion Willen dazu, sich dem gediegenen Erzählfluß hinzugeben, der irgendwo zwischen herrlich altmodisch und irritierend altbacken positionierten Handlung zu folgen. Belohnt wird jene Bereitschaft durch neuerlichen Mut: Unter anderem wirft sich Alice nicht als puppenhaft gestylte Femme fatale auf ihren graumelierten, virilen Arbeitgeber aus der Agentenschmiede, sondern glüht erotisch mit angenehmen Falten und manchmal gar Film-Attraktivitäts-No-Go Brille, während die einzige echte Actionszene Gewalt in ihrer brutalen Wahrheit seziert – nicht als krachlederne Unterhaltung, sondern verstörend rohen Abgesang auf jede Form von Menschlichkeit.

Das Ende wiederum mag dazu leider gar nicht passen, weil es motivationslos auf ausgetreten-feige Trampelpfade überschwenkt, weshalb hier dringend empfohlen sei, den Kinosaal zu verlassen, wenn Lioubov Zimmer 660 betritt. Obwohl das andererseits bedeuten würde, ein weiteres mimisches Kabinettstückchen der über die gesamte Laufzeit hervorragend aufspielenden Cécile de France zu verpassen.

Originaltitel: MÖBIUS

F 2013, 103 min
FSK 12
Verleih: Prokino

Genre: Thriller, Liebe

Darsteller: Cécile de France, Jean Dujardin, Tim Roth, Émilie Dequenne

Stab:
Regie: Éric Rochant
Drehbuch: Éric Rochant

Kinostart: 01.08.13

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...