Originaltitel: THE RULES OF ATTRACTION

USA/D 2002, 110 min
Verleih: Concorde

Genre: Literaturverfilmung, Schräg, Drama

Darsteller: James Van Der Beek, Ian Somerhalder, Shannyn Sossamon, Fred Savage, Eric Stoltz, Faye Dunaway

Regie: Roger Avary

Kinostart: 01.05.03

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Die Regeln des Spiels

Denn sie wissen nicht, was sie tun

Sie sind jung, reich und sie sind schön. Und das Tollste zum Schluß: sie sind auch ziemlich doof. Die Goldnäschen werden ständig vom Koks geweißt, man führt Statistiken darüber, wer, wann, mit wem und vor allem wie gevögelt hat. Das an sich ist ja nicht das Schlechteste, was einem passieren kann, doch bei Sean, Paul und Lauryn scheint es das einzige zu sein, was für sie irgendwie Sinn macht. Traurig, aber wahr.

Aber sieh an: auf einmal beginnt die Camden-College-New-England-Fassade Stück für Stück zu zerbröckeln. Der Gelegenheitsdealer Sean hielt sich für den Frauenknacker schlechthin (auch wenn man sich fragt: wie kommt er darauf???), und plötzlich verguckt er sich in das schmucke Entlein Lauryn. Doch die ist mit ihren Gedanken völlig woanders, in Europa nämlich, durch dessen Betten sich ihr Schwarm Victor - touristisch getarnt - gerade schläft. Wesentlich mehr Aufmerksamkeit erhält Sean von der kleinen Sahneschnitte Paul. Einer, der vom Seebären Hans Albers gottlob nur die blauen Augen hat, aber auch in sehr verschiedenen Gewässern fischt, was hier aber sexuell gemeint ist. Paul tut alles, um Sean in die Kiste zu zerren. Und auch er macht sich dabei lächerlich ...

Wenn Tocotronic einst den Willen besangen, Teil einer Jugendbewegung zu sein, da ahnt man nach diesem Film, wie schief sie mit ihrem Begehren lagen. Roger Avary verfilmte Bret Easton Ellis’ Roman, der zeitlich vor AMERICAN PSYCHO, in dem Seans mörderischer Bruder Patrick zu blutigem Ruhm kam, angesiedelt ist, und er tut dies mit einigem Geschick. Sicherlich könnte eine Demontage des Öden zynischer ausfallen, vielleicht auch hysterischer und schicker, aber wahrscheinlich liegt gerade hier die Wirkung des Films: trotz aller kalten Attitüde, trotz der vorerst hohlen Schale, sind die Figuren dadurch interessant, daß sie sich wandeln, entlarven und sich selbst einem Hauch von Ehrlichkeit ausliefern.

Lauryn glaubt an das Gute, dazu gehört für sie auch ihre Jungfräulichkeit, die ihr leider etwas unrühmlich genommen wird, Sean spürt, daß er zu allem zu wenig taugt und will aus dem Käfig des Mittelmaßes ausbrechen, und Paul schließlich, der süße Matz, braucht jemand starkes an seiner Seite. Da hilft die Pillen schluckende Mami wenig. Die allerdings ist mit Faye Dunaway besetzt.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.