D 2007, 99 min
Verleih: Universal

Genre: Kinderfilm, Literaturverfilmung

Darsteller: Linn Reusse, Jakob Knoblauch, David Berton

Regie: Peter Kahane

Kinostart: 24.01.08

2 Bewertungen

Die rote Zora

Recht artige Adaption eines Klassikers

Einigen Erwachsenen dürften Buch und vielleicht auch gleichnamige Fernsehserie noch im Gedächtnis sein (schön, wenn man sich diese Erinnerung aufheben konnte - mitsamt dem Titel-song von der "Roten Zora und ihrer Bande É"). Allerdings könnten all jene Erinnernde enttäuscht sein. Die Jüngeren dagegen kann man ohne große Bauchschmerzen in den Film setzen, denn hier wird weitestgehend ganz artig adaptiert, die rote Zora kommt brav daher.

Die Kindheit in Armut und Rechtlosigkeit wird zwanglos verhandelt, und dem Gut und dem Böse werden eindeutige Charaktere zugeordnet, auf Facetten weitgehend verzichtet. Gut beispielsweise ist Branko, dem die Mutter gestorben und der Vater abhanden gekommen ist. In der Hoffnung Letzteren aufzutreiben, macht sich der 12jährige auf die Suche und trifft auf ein sehr selbständiges und unerschrockenes Mädchen mit roter Mähne, die der Obrigkeit so manches Schnäppchen schlägt und dabei Spaß hat - Zora. Mit ihr und der dazugehörigen Bande von Waisenkindern soll Branko so manches Abenteuer erleben, bis schließlich ein glückliches Ende erreicht ist.

Obwohl sich die Kinderdarsteller, allen voran Linn Reusse als Zora, mächtig engagieren, gerät ihr Spiel - gerade in der ersten Hälfte - eher verhalten. Das mag an einer mangelnden Aufwärmphase liegen, die wiederum der Reduzierung des Stoffes auf 99 Filmminuten geschuldet sein kann und dem Zwang, die Charaktere zu setzen, anstatt sie zu entwickeln. Am Ende ist es auch das Stakkato dramatischer Höhepunkte, was eher langweilt als unterhält. Weder die spärlich gesetzten Schwarz-Weiß-Rückblenden noch die Ferienkulisse der kroatischen Küste oder der Soundtrack können dies wirklich ausgleichen.

Bis auf die Ausnahmerolle Mario Adorfs als Fischer Gorian, glänzen allerdings auch die erwachsenen Kollegen wenig. Dominique Horowitz als korrupter Bürgermeister sowie zwei trottelige Wachtmeister mögen hier noch für manchen Lacher sorgen, Ben Becker als raffgieriger Fischgroßhändler Karaman dagegen muß recht merkwürdig zwischen fiesem Schurken mit brutalen Ausfallerscheinungen und bemitleidenswerter Witzfigur balancieren. Die jüngsten Kinobesucher dürften dennoch fasziniert sein, gibt es doch Geheimnisvolles wie den unterirdischen Gang einer Burgruine, Spannendes wie den Kampf mit einem Riesenkraken und kleine Verwicklungen in Sachen Liebe. Für nachfolgendes Leinwandgeschehen läßt sich’s hier immerhin üben.

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.