D 2017, 110 min
FSK 12
Verleih: Tobis

Genre: Dokumentation, Schicksal, Historie

Darsteller: Max Mauff, Alice Dwyer, Ruby O. Fee, Florian Lukas

Regie: Claus Räfle

Kinostart: 26.10.17

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Die Unsichtbaren (2017)

Die „Flitzer“ von Berlin

Die unfaßbare Wahrheit, die hinter dem Wort „Umsiedlung“ steckte, hatten die meisten Juden nicht glauben können, obwohl die Lebensbedingungen immer schwieriger wurden, und sie zunehmenden Demütigungen ausgesetzt waren. Nach und nach verschwanden Nachbarn, wurden in Konzentrationslager deportiert, und schließlich erklärte Goebbels im Februar 1943 Berlin für „judenrein.“

Ja, nun könnte man sagen, daß man sie schon oft gesehen hat, all diese Filme über den Holocaust. Dem wäre mindestens zu entgegnen, daß wir gerade in einer Zeit leben, in der es ganz schleichend wieder normal wird, rechtes Gedankengut offen zu äußern. Deshalb kann es und darf es nie genug Geschichtsaufarbeitung geben und sollte eigentlich jede Schule diesen Film von Claus Räfle zum Unterrichtsprogramm erklären. Denn Räfle beleuchtet nicht nur ein bisher wenig bekanntes Kapitel deutsch-jüdischer Geschichte, er erzählt es auch auf eine Art und Weise, die gerade für Kinder und Jugendliche gut geeignet ist. 

In Berlin hatten sich 7000 Juden unter abenteuerlichen Umständen der Verhaftung entzogen und waren in die Illegalität gegangen. Vier Lebensgeschichten von Untergetauchten, den sogenannten „Flitzern“, stehen im Mittelpunkt des Films. Räfle führt mit diesen spannenden und eloquenten Zeitzeugen Interviews, verknüpft die Gespräche aber mit einer Spielfilmebene. Diese ist nicht bloßes Reenactment von einigen wichtigen Ereignissen, die Protagonisten sind keine Stichwortgeber, sondern verstärken die Authentizität der fiktionalen Ebene. Somit bricht Räfle mit üblichen TV-formatierten Konventionen, auch wenn er durchaus „klassisch“ in der Gestaltung bleibt. Wir lernen Hanni Lévy kennen, die mit blond gefärbten Haaren ihre Tage in einem Berliner Kino zubrachte, bis sie schließlich bei der Kartenverkäuferin Unterschlupf fand.

Ruth Gumpel bekam eine Anstellung als Hausmädchen bei einem Wehrmachtsoffizier, der einen Schmugglerring für Delikatessen und Alkohol unterhielt. Der umtriebige Cioma Schönhaus wurde zum Paßfälscher und gab so hunderten Berliner Juden eine neue Identität, während Eugen Friede sich einem Widerstandskreis anschloß und Flugblätter in Berlin verteilte, die die Bevölkerung über die Verbrechen der Nazis aufklären sollten. Die Vier konnten nur überleben, weil ihnen von mutigen Menschen geholfen wurde. Weil es Zivilcourage gab, die es auch heute verstärkt braucht.

[ Susanne Kim ] Susanne mag Filme, in denen nicht viel passiert, man aber trotzdem durch Beobachten alles erfahren kann. Zum Beispiel GREY GARDENS von den Maysles-Brüdern: Mutter Edith und Tochter Edie leben in einem zugewucherten Haus auf Long Island, dazu unzählige Katzen und ein jugendlicher Hausfreund. Edies exzentrische Performances werden Susanne als Bild immer im Kopf bleiben ...