D 2005, 128 min
Verleih: Constantin

Genre: Literaturverfilmung, Drama, Liebe

Darsteller: Nina Hoss, Jacky Ido, Katja Flint, Janek Rieke, Nino Prester

Stab:
Regie: Hermine Huntgeburth
Musik: Niki Reiser

Kinostart: 15.09.05

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Die weiße Massai

Der Schöne und die Dame aus Biel

Die Lust am Authentischen war es wohl, die das gleichnamige Liebesabenteuer, erlebt und aufgeschrieben von Corinne Hofmann, zum Bestseller machte, gepaart vielleicht mit der Freude an Fernreisen. Immerzu stürzt hier eine Welt zusammen, sprachbildlich wohlgemerkt. Dazwischen metaphorische Unpäßlichkeiten wie "Ich komme mir langsam wie ein verlorenes Reh unter Löwen vor. Jeder will mich fressen!" Die Autorin blieb dennoch unversehrt und half nun beim Drehbuch.

In unverbrüchlicher Treue zur Vorlage wird so auch der Film vom unendlichen Staunen über schöne Wildheit und wilde Schönheit getragen, vor allem aber von der Naivität einer Mitteleuropäerin, die vor ihrem Kenia-Abenteuer höchstens Kleidermotten gezähmt hat. Denn die Hauptfigur ist wie gehabt eine Schweizer Boutique-Besitzerin. Kurz entschlossen läßt diese Carola ihren Freund die Heimreise allein antreten, um ihrer großen Liebe in die kenianische Wildnis und ärmliche Lehmhütten zu folgen. "Mein Halbgott", wie es im Buch so besitzergreifend heißt, ist der stolze Samburu-Krieger Lemalian, und der wurde schlichtweg nicht gefragt. Der Beginn einer Geschichte der Mißverständnisse - über Sex, Arbeit, Essen, Eifersucht, Hygiene, Gleichberechtigung, Ansprüche, Verbote, Traditionen. Nach vier Jahren und der Geburt einer Tochter stellt Carola verwundert fest, wie grundsätzlich dieses Liebeswunder gescheitert ist.

Zu den einschlägigen Naturbildern, die allerdings selten die Noblesse anderer Afrika-Filme ausstrahlen, gesellt sich der unvermeidliche Soundteppich aus Mombasa-Geräuschen, Überlandbussen, Gesang und zirpenden Grillen - aber kaum eine handfeste Personalie. Der Halbgott wird das Verhangene des flüchtigen ersten Blicks nicht los, eine schöne halbe Figur, die indigenen Schmuck statt prägnanter Charakterzüge trägt. Die verliebte Mittelständlerin steht Land und Mann mit ewig gleichem Unverständnis gegenüber, eine Zugereiste mit zu wenig brauchbarem Gepäck für den Trip durch kulturelle Gräben. Wie tief die sind, kann man ahnen, aber nicht spüren. Denn Regisseurin Huntgeburth schreitet sie so zügig ab, als müsse sie zum Abendbrot wieder im Hotel sein. Trotz praller Sonne bleiben kaum mehr als blasse Eindrücke von einer unvernünftigen Liebe in der Fremde.

[ Sylvia Görke ]