D 2005, 125 min
Verleih: UIP

Genre: Drama

Darsteller: Sam Shepard, Jessica Lange, Tim Roth

Regie: Wim Wenders

Kinostart: 25.08.05

Noch keine Bewertung

Don’t Come Knocking

Wim Wenders’ Rückkehr auf die ganz große Leinwand

Wim Wenders meldet sich zurück als großer Erzähler! Zwanzig Jahre nach PARIS, TEXAS hat er wieder mit Sam Shepard zusammengearbeitet und einen Film gemacht, bei dem jeder, der die DVD-Edition abwartet, das Meiste verpaßt. DON’T COME KNOCKING ist Kino für die große Leinwand! Wenders erzählt die Geschichte des müden Western-Stars Howard Spence, der schon bessere Zeiten erlebt hat und nach einer durchsoffenen Nacht vom Set eines B-Movies flüchtet. Unterschlupf findet er zunächst bei seiner Mutter, die er seit drei Jahrzehnten nicht gesehen hat, und von der er erfährt, daß er ein Kind hat, von dem er nichts wußte. In der Hoffnung, daß sein Leben doch nicht völlig sinnlos war, begibt sich Spence auf die Reise in seine Vergangenheit É

Die Bildgewaltigkeit von Wenders’ neuem Film mag nicht überraschen, wenngleich man sie in den letzten Jahren vermissen mußte. Die Landschaften des amerikanischen Westens mit ihren intensiven Farben erinnern an PARIS, TEXAS, und ein Vergleich mag nahe liegen. In der Erzählung aber beschreitet Wenders neue Wege. Diese sind bewegend und humorvoll, voller unerwarteter Leichtigkeit, und man läßt sich nach langer Zeit wieder ganz auf eine Figur ein. Sam Shepard, der auch hier das Drehbuch schrieb, verkörpert Howard Spence, einen abgehalfterten und ideenlosen Suchenden, der ein Leben entdeckt, das er verpaßt hat, an das er anknüpfen möchte. Am Anfang des Films reitet Spence in seiner Cowboy-Kluft auf und davon, wie einer der Helden, die er solange gespielt hat. Er verläßt gleichsam den Western-Mythos in ungläubigem Staunen darüber, daß er selbst noch nicht tot ist und sucht nun die Lebendigkeit in der Vergangenheit.

Die Begegnungen auf seiner Reise sind die Schlüssel zu Themen wie Liebe und Sehnsucht, Schuld und Aussöhnung. In manchen Szenen könnte man den Humor leicht mit Pathos verwechseln. Andere wieder sind sehr genau im Sinne der Erzählung. So spielt die wunderbare Jessica Lange die Doreen, eine reife Frau und die große Liebe in Howards Leben. In einer grandiosen Szene vor einem Fitneß-Center beschimpft sie ihn, den Vater ihres Sohnes, als einen Feigling. Derweil strampeln sich im Hintergrund die jungen Damen noch ab ...

Wenders hat mit DON’T COME KNOCKING ein großformatiges Meisterwerk geschaffen. Dies gilt in mehr als einer Hinsicht.

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.