Originaltitel: HOW TO TRAIN YOUR DRAGON: THE HIDDEN WORLD

USA 2019, 104 min
FSK 6
Verleih: Universal

Genre: Computeranimation, Kinderfilm, Abenteuer

Stab:
Regie: Dean Deblois
Stimmen: Emilia Schüle, Martina Hill, Dominic Raacke

Kinostart: 07.02.19

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Drachenzähmen leicht gemacht 3

Junge Liebe vor altem Fortsetzungsfluch

Ziffern hinter Filmtiteln geraten im Normalfall umso mehr zum warnenden Omen, je größer ihr Wert: Der oft noch ordentlichen 2 folgt meist die ernüchternde 3, und Aufgüsse ab 4 kann man gleich dem Hasen geben. So scheinen’s mißgünstige Kinogötter zu wollen. Kurz nach oben geblickt und freimütig gekreischt – eine 3!

Derweil jetzt das Quietschen heruntergeschraubter Erwartungen verweht, bekennen Menschen per Online-Rezension, am Ende geweint zu haben. Also, derart schlimm ist’s nun auch nicht geworden, das dritte Abenteuer um Hicks und Astrid, derzeit wie gewohnt auf Ohnezahn und Sturmpfeil über den Wolken sausend. Aktuelle Mission: von Händlern gefangene Drachen befreien und gen Berk bringen. Alltag eben – bis Ohnezahn sich in das letzte verbliebene Weibchen seiner Art verguckt. Eine elegante weiße Schönheit mit Puppenklimperaugen, allerdings aus finsteren Motiven heraus als Köder losgesandt vom neuen Superschurken Grimmel …

Wir haken schnell ab: grandiose Animation, tolle Optik (betrifft gerade die nahezu psychedelisch anmutende geheime Welt, wie die Vorstufe eines Magic-Mushroom-Rauschs funkelnd), patente Synchronisation, permanent aufbrausendes Orchester sowie komplett überflüssiges 3D, welches bloß durch ständig was von hinten ins Bild Rennendes bzw. Fliegendes erschreckt. Alles bekommen wie vorhergeahnt. Und sonst?

Herrscht relativ dünne Luft. Das dringend benötigte Erinnern daran, weshalb man die beiden Vorgänger eigentlich so gern mochte, weckt lediglich eine tatsächlich zauberhafte Sequenz, in deren Verlauf sich Ohnezahn beim ersten Date gegenüber der göttlich verstört schauenden Angebeten heillos zum unbeholfenen Narren macht. Emotional, witzig, wundervoll und höchst human, ergo ganz konträr zur lieblos hingeklatschten Gut-gegen-Böse-Story ohne jede Raffinesse oder Überraschung. Da klingt selbst Melancholisches zur Untrennbarkeit von Liebe und Verlust nur banal behauptet.

Natürlich ist kaum anzunehmen, daß sich Kinder darum ernsthaft was scheren, befürchtet sein darf aber eine gewisse Hyperaktivität nach dem bombastisch-actionreichen Besuch. Immerhin: Während sich die Sprößlinge beim vollkörperlichen Wiederholen der aufregendsten Szenen auspowern, rufen erwachsene Begleitpersonen einander heiter glucksend memorable Dialogzeilen ins Gedächtnis zurück: „Was, wenn der Schwanz kaputt ist?!“

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...