Originaltitel: THIRTEEN

USA 2003, 100 min
Verleih: Fox

Genre: Drama, Erwachsenwerden, Teenie

Darsteller: Evan Rachel Wood, Holly Hunter, Deborah Unger

Regie: Catherine Hardwicke

Kinostart: 13.11.03

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Dreizehn

Ergreifender Blick in die Teenie-Hölle

Als Peggy March "Mit 17 hat man noch Träume" gesungen hat, war sie entweder missionarisch durch die Zeugen Jehovas verklärt, heftig verkokst oder einfach nur naiv. Auf jeden Fall kannte sie Tracy nicht, die mit 13 kaputt, am Ende und durch die Hölle gegangen ist. Die mit 17 vielleicht wieder Träume hat. Doch vorerst ist daran nicht zu denken. Dabei war sie vor kurzem fast so etwas wie der kleine Sonnenschein von Mutti, wobei diese selbst ganz schön damit zu tun hat, alleinerziehend ihren mühselig zusammengehaltenen Hippiekosmos nicht zum Implodieren zu bringen. Tracie nun fiel bisher nicht weiter auf, genau das war ihr Problem.

Mädels wie die forsche, trendbewußte und eigentlich ziemlich hirnlose Evie wissen, wie der Hase läuft, wie man in Teenie-Kreisen so etwas wie Macht ausschmeckt, worauf die Boys abfahren. Da will Tracy mithalten und kommt von ihrer eher gradlinigen auf eine krumme Bahn. Drogen, Kriminalität, verquere Sexualität bis hin zu heftigsten und ihr Leben gefährdenden Schizo-Attacken - das ist die neue Tracy. Ihre Mutter ist am Verzweifeln, alte Freunde machtlos und Tracy allein zu schwach zurückzukehren ...

Während Larry Clark doch eher voyeuristisch den Teenies an den Hacken klebt, gelingt es der Regisseurin Catherine Hardwicke ein ehrliches, markerschütterndes und magendrehendes Drama eines jungen Mädchens zu erzählen, dessen Wünsche all zu verständlich sind: Anerkennung, Zusammenhalt, Freisein. Völlig allein gelassen, wird alles was schnell, in und irre scheint verschlungen, aufgesogen und in derartigem Rausch verbraucht, als gäbe es kein Morgen. Hier sind Eltern überfordert, Politiker zu verlogen, der Kapitalismus zu marode, soziale Verbindungen zu schwammig, als daß man sich da alleine heraushelfen kann. Für Tracy geht es scheinbar noch einmal gut aus. Andere bleiben auf der Strecke. Mit 13.

Hardwicke entschied sich für geradliniges Erzählen, weil dieses bewegende Schicksal keinerlei Schnörkel zuließe. So geradlinig, daß dem Zuschauer das Herz bebt vor Kummer. Auch da tut sich der enorme Unterschied zu Clark auf: der KIDS-Regisseur interessiert sich eher für austauschbare, nur schroff angerissene Schicksalsfragmente, mehr Testobjekte als tatsächliche Menschen. Und Hardwicke geht es um Fleisch und Blut, um jungen Lebenshunger, um das Recht auf Respekt und Liebe. Wer das nicht erkennt, verleugnet seine Jugend.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.