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Easy Money

Sin City Stockholm

Die Schweden haben’s einfach drauf. Nicht nur zeigen sie den spröden Mitteleuropäern seit Jahrzehnten in der Populärmusik (und hier ist nicht die aus Vittula gemeint), was eine Harke ist, nein, auch was das internationale Filmgeschäft angeht, beweist uns der kühlblonde Nordeuropäer seit geraumer Zeit, wie man die Welt erobert.

Über die Sterne am Autorenkino-Himmel wie Roy Andersson oder Lukas Moodysson hinaus überzeugen sie auch im Genrekino so stark, daß Hollywood sich noch etwas abgucken kann und Stieg Larssons Millenium-Trilogie von David Fincher (!) englischsprachig neu verfilmen läßt. Und als ob es nach besagtem Schocker-Mehrteiler noch den Beweis gebraucht hätte, wie verrucht und kriminell es im vermeintlichen Gute-Laune-Land Schweden zugeht, schickt sich nun die nächste Crime-Trilogie an, die Welt zu erobern. EASY MONEY ist der erste Teil eines geplanten dreiteiligen Gangster-Epos’, das Stockholm endgültig auf die Landkarte der Sin Cities dieser Erde setzen soll. Und was soll man sagen, der Plan scheint aufzugehen.

Dabei ist die Geschichte keine, die versucht, dem altehrwürdigen Oldtimer Gangsterfilm ein komplett neues Fahrgestell zu verpassen: Johan Westlund ist BWL-Student aus einfachen Verhältnissen und jobbt nebenher als Taxifahrer. Um bei seinen reichen Mitstudenten punkten und die neue Freundin bei der Stange halten zu können, läßt er sich von seinem Boss zu einigen krummen Touren überreden, die ihn bald mitten in einen erbitterten Unterweltkrieg zwischen Drogenbanden führen. Je höher Johan als krimineller Geschäftsmann aufsteigt, desto tiefer gerät er in einen Strudel der Gewalt.

Wie gesagt: Das Fahrgestell mag nicht das neueste sein, dafür sorgen Karosserie und Innenausstattung aber für einige Hingucker. Regisseur Daniel Espinosa und Kameramann Aril Wretblad finden für die klassische Rise & Fall-Geschichte beeindruckend atmosphärische und oft markerschütternde Bilder, die sich keineswegs an ein von Hollywood-Gangstersagen verwöhntes Publikum anbiedern wollen, sondern rasant und präzise eine thrillreiche Achterbahnfahrt eines auf die falsche Bahn Geratenen erzählen.

Für den Regisseur hat sich diese schnittige filmische Visitenkarte schon jetzt gelohnt: Espinosa hat gerade einen Hollywood-Thriller mit Denzel Washington abgedreht. Alter Schwede!

Originaltitel: SNABBA CASH

S 2009, 124 min
FSK 16
Verleih: Senator

Genre: Thriller, Gangster

Darsteller: Joel Kinnaman, Matias Padin, Dragomir Mrsic, Lisa Henni, Mahmut Suvakci, Jones Danko

Regie: Daniel Espinosa

Kinostart: 15.09.11

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...