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Ein Mordsteam

Zurück in die 80er

Ganz ehrlich: Es kommt einem schon die Wurst, wenn man sich inflationär ausgeleierten Werbeversen à la „Nach ZIEMLICH BESTE FREUNDE der neue Film ...“ ausgeliefert sieht. Mal sollte ein neues Werk mit François Cluzet beworben werden, dann wieder ganz allgemein eine Komödie und kurz darauf eben nur irgendein zufällig aus Frankreich stammendes Werk. Sind beim nächsten Mal vielleicht die Putze oder der Caterer dran?

Nein, im Ernst, Omar Sy darf man schon werbetechnisch verbraten, schließlich hat er nicht für volle Mägen oder Reinlichkeit im 2012er Überfliegerfilm gesorgt, sondern eine der zwei Hauptrollen gespielt. Und damit paßt der irgendwie ermüdende Claim dann doch, gerade weil Sy hier tatsächlich nichts anderes macht, als sein nicht per se schlechtes Repertoire der drei großen Gs – Gesten, Grimassen und Ghettopose – erneut abzurufen.

Das wiederum ist dann aber leider die schlechtere Nachricht, denn der Wiederaufguß schmälert im Nachgang tatsächlich den freudvollen Eindruck, den der großgewachsene Omar in ZIEMLICH BESTE FREUNDE hinterließ. „Gut!“, möchte man als sich in Milde übender Filmfreund seufzen, dann ist es halt so, wenn es der neue Film eben richtet. Hier kommt aber die eigentliche Bauchlandung, weil EIN MORDSTEAM leider nicht mehr geworden ist als Kino von vorgestern. Das liegt auch an der durch die Jahrzehnte reichlich überspannten Konstellation des Personals aus bravem Bullen und schrägem Bullen. Und weil man dem Zuschauer das mündige Verstehen der an sich netten Querverweise zu BEVERLY HILLS COP aus den 80ern nicht zutraut, tanzt recht häufig der tapsige Erklärbär in sehr großen Kreisen. Üblicherweise speist sich der Unterhaltungswert derartiger Cop-Komödien weniger aus der Geschichte, die auch hier nicht mehr hergibt als den üblichen Mix aus Mord, Sex und den Verstrickungen der Pariser Hautevolee darin, als aus den eben zwei gegensätzlichen Typen. Und das paßt dann wiederum recht gut, weil dem stets mit 120er-Puls agierenden Omar Sy als Ousmane der Starkomiker Laurent Lafitte als François gegenübergestellt wird. Der eine zieht seine Runden in der Banlieue, der andere macht Karriere in der schicken Pariser Mitte. Klar, daß es da knallen muß.

Anzurechnen ist, daß sich die Filmemacher zumindest im Ansatz für das Private der Cops interessieren, das erdet ihre Figuren und schafft ein Mindestmaß an Identitätsstiftung. Außerdem wird manches Klischee zum Spaß des Zuschauers gedreht, es gibt ein paar ganz ordentliche Schlägereien, und die Reminiszenz an Belmondos DER PROFI hat durchaus Charme. C’est tout! Ergänzen könnte man: Das sollte an sich auch reichen, wenn man eben nicht in der Mitte des Films schon die Glieder strecken müßte, und einen bei der nächsten Tanzeinlage aus dem Skurrilitätenkabinett von Monsieur Sy schon wieder ein Déjà-vu ereilen würde.

Originaltitel: DE L’AUTRE CÔTÉ DU PÉRIPHE

F 2012, 94 min
FSK 12
Verleih: Senator

Genre: Komödie

Darsteller: Omar Sy, Laurent Lafitte, Zabou Breitman, Lionel Abelanski

Regie: David Charhon

Kinostart: 21.03.13

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.